Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Erste Anregung. — Buchers Mitarbeit. 5 
schrift seiner Erinnerungen und seiner politischen Gedanken 
bestärkte und dessen Ausführung vorbereitete. Dem Fürsten 
war freilich die unreinliche Arbeit mit Tinte immer unsympathisch, 
und sehr schwer würde es gehalten haben, ihn zu einer syste- 
matischen Aufzeichnung seiner Erinnerungen zu bringen. Es 
mußte also ein anderer Weg gesucht werden, auf dem das 
gleiche Ziel erreicht werden konnte, und er fand sich. Fürst 
Bismarck war eine mittheilsame Natur, und wenn er nach dem 
Frühstück oder nach dem Diner seinen Gästen den reichen 
Schatz seiner Erlebnisse und seiner politischen Ideen erschloß, 
hing Alles an seinen Lippen. Gelang es, diese Erinnerungen 
und Gedanken in einer gewissen systematischen Folge aus ihm. 
herauszulocken und die spontanen Aeußerungen mit dem flüch- 
tigen Griffel des Stenographen festzuhalten, so war die Grund- 
lage zu einem auto-biographischen Werke geschaffen. Das war 
freilich nicht so ganz leicht; der Redende ließ sich im Zuge 
seiner Gedanken nicht gern unterbrechen, und oft genug führten 
ihn diese von Gegenständen der Vergangenheit hinüber in die 
Gegenwart, in der er auch nach seiner Entlassung mit voller 
Seele lebte. Aber Bucher wurde nicht müde, die einzelnen 
Steine zu dem großen Mosaikbilde zu sammeln und jeden an 
seinem Platze einzusetzen. Er hatte sich den reichen Stoff nach 
den Capitelüberschriften zerlegt, die im Werke selbst geblieben 
sind. Nachdem die Lücken gefüllt waren, schrieb er die Capitel 
nieder in möglichst getreuem Anschluß an seine stenographischen 
Aufzeichnungen, ergänzte sie nach dem Dictate des Fürsten, 
wo solche Ergänzung nothwendig erschien, und überwies sie 
dann dem Fürsten zur eigenhändigen Redaction. Der Fürst 
widmete sich dieser Arbeit mit regem Eifer; das beweisen nicht 
bloß die zahlreichen stilistischen Verbesserungen, sondern noch 
mehr die oft seitenlangen Ergänzungen, die er mit Beleistift 
den einzelnen Capiteln hinzufügte. Immer und immer wieder 
kehrte er zu dieser Arbeit zurück, und der Kundige kann leicht 
an einzelnen Capiteln eine drei-, ja selbst vierfache Redaction 
nachweisen. So sind die „Gedanken und Erinnerungen“ sein 
eigenstes Werk, nicht Buchers Werk, wie Uebelwollende 
haben behaupten wollen. Bucher war nur der treue Gehilfe
	        
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