162 TXV. Bruch mit den Conservativen. Intrigen. Die Ressorts.
Verwaltungszweig besitzt: ohne Gesetz und ohne sich an das
vorhandene Schulvermögen zu binden, kann er auf Grund
eines noch immer gültigen Rescripts des Ministers v. Raumer
auf dem Verwaltungswege bestimmen, wieviel jede Gemeinde
zur Schule beizutragen habe. Es ist Bismarck nicht gelungen,
einen seiner Collegen vom Cultusministerium zur Aufgabe
eines usurpirten Rechtes zu bringen, das nur im zarischen
Absolutismus seines Gleichen findet. Da sie vielmehr bestrebt
waren, ihre Macht, über das Vermögen einer Gemeinde bis
zu deren Existenzunfähigkeit zu verfügen, durch ein Schulgesetz
als dauernde Institution dem preußischen Staate aufzulegen,
hat Bismarck jedem der ihm gelegentlich vorgelegten Schul-
gesetze seine Zustimmung versagt.
Auf dem Gebiete der Finan zen hat Bismarck immer
den Gedanken vertreten, daß die von dem Vermögen des
Zahlenden unabhängigen directen Steuern — wie Grund= und
Gebäudesteuer — nicht als Maßstab für jährliche Zuschläge
zu benutzen seien. Ferner trat er für Selbsteinschätzung, höhere
Besteuerung des aus ausländischen Papieren gewonnenen, so-
wie des von selbst flüssigen Einkommens, geringere Heran-
ziehung des durch tägliche Arbeit zu gewinnenden ein. Einigen
dieser Forderungen ist die Miquelsche Steuerreform gerecht
geworden, wenn sie auch durch die Ueberspannung des fis-
calischen Interesses den lebhaften Widerspruch Bismarcks heraus-
gefordert hat.
Auf dem Gebiete der Landwirthschaft war Bismarck
zu sehr Autorität, um nicht, so lange er selbst im Amte war,
einen maßgebenden Einfluß auf dieses Ressort auszuüben,
namentlich in den letzten zehn Jahren seiner Thätigkeit, in
denen der Schutz der landwirthschaftlichen Interessen ein wichtiger
Grundsatz seiner Socialpolitik war. Sein Abgang ist, wie er
nicht ohne bittere Ironie sagt, den kranken Schweinen und
Viehseuchen zu Gute gekommen, nicht minder den höheren und
niederen Beamten, denen bisher die Aufgabe zufiel, vor dem
Parlament und dem Lande die Agitationslüge von der Ver-
theuerung der Lebensmittel zu bekämpfen. Der Zweck, billiges
Schweinefleisch zur Volksernährung zu beschaffen, wird auf