Bodelschwingh. Itzenplitz. Eulenburg. Roon. Mühler. 73
technischen Berathern, vornehmlich Delbrück, und wagte in
dem Bewußtsein der eigenen Unfähigkeit nicht, gegen ver-
dächtige Beamte seines Ressorts einzuschreiten, weil er ihrer
technischen Leistungen nicht entbehren zu können meinte. Für
Bismarcks Politik hatten beide Männer kein sonderliches Ver-
ständniß, noch für ihn selbst persönliches Wohlwollen, da sie
ihn als Eindringling betrachteten und sich nur ungern dem
jüngeren Manne fügten.
Der Minister des Innern, Herr v. Jagow, der anfäng-
lich auch dem Ministerium Bismarck angehörte, mußte bald
durch den Grafen Friedrich zu Eulenburg ersetzt werden. Es
war eine glückliche Wahl, zu der Bismarck dem Könige rieth.
Denn wenn Eulenburg auch zu Zeiten arbeitsscheu und ver-
gnügungssüchtig war, so war er doch auch gescheidt und
schlagfertig und darum für den Kampf gegen die Worthelden
des Abgeordnetenhauses wie geschaffen. Nächst Roon, dem
Kriegsminister, war er Bismarcks treuester Gehilfe und ihm
auch persönlich ein ergebener Freund.
In besonders warmem Tone ist die Charakteristik Roons
gehalten: „Er war unerreicht in der Treue, Tapferkeit und
Leistungsfähigkeit, womit er vor und nach meinem Eintritt
die Krisis überwinden half, in die der Staat durch das
Experiment der neuen Aera gerathen war; er verstand und
beherrschte sein Ressort, war der beste Redner unter uns, ein
Mann von Geist und unerschütterlich in der Gesinnung eines
ehrliebenden preußischen Offiziers.“ Es blieb immer eine
schmerzende Wunde im Gemüthe Bismarcks, daß es in späteren
Zeiten, da Roon innerlich nicht mehr dem Hochflug der Bis-
marckschen Politik zu folgen vermochte, ehrgeizigen und ränke-
süchtigen Strebern, wie Harry v. Arnim, gelang, die Saat des
Mißtrauens auszustreuen, so daß sich der alte „Freund und
Kamerad“" von dem treuen Genossen der Conflictsjahre mehr
und mehr zurückzog.
Herr v. Mühler, der Cultusminister, war nicht ganz Herr
seiner Entschlüsse: er stand unter der Herrschaft seiner „gescheidten,
und, wenn sie wollte, liebenswürdigen“ Frau Adelheid, die
in den Conflictsjahren durch ihr energisches Eingreifen in das