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43.
Berlin 20 Februar 1863.
Eurer Majestät
1868 beehre ich mich einige Telegramme allerunterthänigst vorzulegen.
20.2. Zu dem vom Grafen Goltz bemerke ich ehrfurchtsvoll:
Ich fand gestern Abend eine telegraphische Anfrage von
ihm, in welcher er sagte, daß er heut Gelegenheit habe, den
Kaiser Napoleon ausführlich zu sprechen, und zu wissen ver-
lange, wie weit er auf Befragen in seinen Mittheilungen über
die Convention") gehn könne. Da ich Eurer Majestät Befehle
nicht mehr einholen konnte, ohne Gefahr zu laufen, daß die
Antwort zu spät komme, so antwortete ich umgehend, er möge
dem Kaiser den Text der Convention (den geheimen Artikel“)
hat Goltz selbst nicht) vertraulich zeigen, und seinen Rath ver-
langen, ob die Convention dem französischen Cabinete mit-
zutheilen sei oder nicht. Nach meiner Kenntniß des Kaisers
ist er für einen solchen Beweis von persönlichem Vertrauen
sehr empfänglich. Die Antwort beweist wenigstens, daß er nicht
beabsichtigt, aus der Sache mehr zu machen, als die öffentliche
Meinung in Frankreich nöthig macht ).,. Wie die Sachen in
Polen sich zu gestalten scheinen, werden wir dort zu einer
thätigen Mitwirkung kaum berufen werden, und haben dann
durch die Convention den Vortheil, uns für die Zukunft die
Dankbarkeit des Kaisers Alexander und die russische Sympathie
wohlfeil gesichert zu haben.
Der englische Botschafter hat mir den Wunsch ausgedrückt,
vor seiner Abreise nach Strelitz, also morgen oder übermorgen,
eine Audienz bei Eurer Majestät zu haben, und bitte ich des-
halb um Allerhöchstdero Befehle 5.
) Mit Nußland vom 8. Februar 1863.
**) Wonach dem Höchstcommandirenden der an der Grenze auf-
gestellten preußischen Truppen von russischer Seite jede Notiz über
politische Umtriebe, Posen betreffend, zugehen sollte, ugl. v. Sybel, Die
Begründung des Deutschen Reiches II, 492.