Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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erwiedern, daß die unter den Ministern vorhanden gewesne 1863 
Meinungsverschiedenheit bezüglich des ehrfurchtsvoll beigefügten 20. b. 
Adreßentwurfs gestern Abend durch eine Abstimmung geschlichtet 
worden war. Die Minister von Bodelschwingh, Graf Lippe 
und Graf Eulenburg waren gegen die Botschaft, obschon das 
Conseil am Himmelfahrtstage nur aus dem Grunde ausfiel, 
weil wir alle darüber einig waren, den Erlaß einer derartigen 
Botschaft bei Eurer Majestät zu beantragen. Ich hatte daher 
nicht erwartet, daß der Minister des Innern Eurer Majestät 
die Sache als eine streitige darstellen würde, nachdem sie gestern 
durch Abstimmung entschieden, und ich von dem gesammten 
Staatsministerium ermächtigt war, Eure Majestät um die 
Vollziehung der Botschaft zu bitten. 
Die Botschaft hat keine andre Bedeutung, als vor der 
Oeffentlichkeit festzustellen, daß Eure Majestät das Ver— 
halten der Minister zu dem Gebot des „Schweigens“ von 
Seiten des Kammerpräsidiums billigen. Die Frage der Ver- 
tagung oder Schließung ist garnicht darin berührt. 
Die Minister waren alle darüber einig, daß diese Bot- 
schaft, wenn sie überhaupt ergehn soll, nur bis zum Beschluß 
der Kammer über die Adresse an ihrem Platze sei, also nur 
bis morgen früh, wo die Adresse ohne Zweifel beschlossen wer- 
den wird. Um dem gestrigen Beschlusse des Ministeriums nach- 
zukommen, wage ich daher Eurer Majestät die Ausfertigung der 
Botschaft allerunterthänigst vorzulegen, mit der ehrfurchtsvollen 
Bitte, daß Allerhöchstdieselben das Actenstück lesen, und, wenn 
die Einbringung morgen erfolgen soll, allergnädigst vollziehen 
wollen. Ich glaube, daß der Brief des Ministers des Innern 
Eure Majestät hat vermuthen lassen, daß die Botschaft über die 
wichtige Frage der Auflösung oder Schließung entscheiden 
solle, was nicht der Fall ist. 
v. Bismarck.
	        
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