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1866 der seine wahren Gesinnungen gegen Eure Majestät zur Zeit
7.4. des Frankfurter Fürstentags gezeigt hat. Eure Majestät werden
an meiner Hingebung und an meinem Gehorsam keinen Zweifel
haben; erwarten Allerhöchstdieselben aber nicht das Ueber-
menschliche von mir, daß ich ruhigen Blutes jederzeit bleibe,
wenn ich sehn muß, wie mir der schwere, ich darf wohl sagen
aufreibende Dienst, der mir obliegt, absichtlich erschwert wird
durch die Ungnade solcher hochgestellter Persönlichkeiten, denen
das Gelingen Preußischer Politik, denen der Ruhm Eurer
Majestät und des Königlichen Hauses nach menschlicher Er-
wartung mehr als Allen am Herzen liegen sollte. Und wes-
halb trifft mich diese unversöhnliche Ungnade, dieser Kampf
gegen mächtige Einflüsse, den ich auf jedem Schritte der mühe-
vollen Bahn zu bestehn habe? Nur weil ich mich nicht dazu
verstehe zweien Herrn zu dienen, andre Politik als die Eurer
Majestät zu machen, andern Einflüssen als den Befehlen
Eurer Majestät Rechnung zu tragen. Mein Vergehn ist, daß
ich bereit war, Eurer Majestät mit Ihrem Willen zu dienen,
als Andre es versagten, daß ich nicht Anstand nahm, Eurer
Majestät zu gehorchen, auf die Gefahr hin, mir die Ungnade
derer zuzuziehn, die Eurer Majestät am nächsten stehn. Ich
könnte Frieden haben, wenn ich, wie manche meiner Vorgänger,
mich dazu verstehn wollte, das, was mir von andrer Seite auf-
getragen wird, bei Eurer Mcajestät als meine eigne Ueberzeu-
gung vorzutragen, und wenn ich namentlich in der innern Politik,
in der Militär-Organisation zum Nachgeben rathen wollte; denn
in der äußern Politik geschieht ja eigentlich nichts Andres, als
was früher von denen, die mich anfeinden, gewollt wurde.
Verzeihen Eure Majestät, wenn mich in diesen Kämpfen
das Gefühl, ungerecht angegriffen zu werden aus dem einzigen
Grunde, weil ich meine Pflicht gegen Eure Mojestät ohne
Seitenblicke zu erfüllen suche, die Ruhe verlieren läßt, die ich
selbst gern bewahren möchte.