Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

— 141 — 
1577. 
2 Mai 66. 
Es liegt augenblicklich Folgendes vor: 
1. ein der Form nach nicht beglaubigtes Anerbieten aus 
Wien zum Abschluß eines Vertrages, nach welchem Se. Mcjestät 
unter Ausschluß der Verschmelzung der Herzogthümer mit der 
Krone Preußen die Souveränetät der ersteren auf einen Preußi- 
schen oder andern Prinzen zu übertragen berechtigt sein soll, 
dergestalt, daß die Preußische Krone in dem unmittelbaren Besitz 
des Hafens von Kiel, wahrscheinlich auch der Befestigungen von 
Düppel und der sonst von Oestreich amtlich angebotenen Vor- 
theile verbleiben, unter dem Titel „Kriegskosten“ 25 Millionen 
Thaler seitens der Herzogthümer an Oesterreich gezahlt, die 
Bundes-Reform in dem Sinne angestrebt würde, daß die 
norddeutschen Contingente sich Preußen anzuschließen hätten, 
die Süddeutschen einschließlich des Hohenzollernschen Contingents 
und die Besatzung von Rastatt ausschließlich zur Disposition 
Oestreichs blieben. 
2. ein Telegramm aus Florenz, wonach der König Victor 
Emanuel den Krieg für unvermeidlich hält und darauf rechnet, 
daß Preußen, welches auch der Ursprung der Feindseligkeiten 
sein möge, gleichzeitig mit Italien losschlagen werde. 
3. eine Depesche des Grafen Goltz, nach welcher der Kaiser 
Napoleon den Moment der Verständigung mit Preußen für 
gekommen hält und im Falle des Mißlingens derselben sich den 
ihm von Oestreich gemachten Anerbietungen nicht glaubt ver- 
sagen zu können. 
Die Natur der letzteren ist nicht ersichtlich und über die 
Basis der etwaigen Verständigungen mit uns beschränkt sich 
der Kaiser nach diesem Berichte auf die Andeutung, daß die 
Augen Frankreichs nach dem Rhein gerichtet seien. 
*) Promemoria für den König von Bismarcks Hand. 
1866 
2.5.
	        
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