Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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Nun kommt aber die Wahrheit zu Tag, er will den Geheimen 
Justiz Rath Friedberg an dessen Stelle haben! wegen seiner 
Militär Gouvernements Stellung in Schlesien. Dazu wäre ja 
Duncker viel besser gewesen, weil vielseitiger gebildet, denke 
ich mir wenigstens? 
Ich bitte Ihre Ansicht vor 2 Uhr, da ich dann nach 
Potsdam fahre zum Diné, um 8 Uhr bin ich zurück. 
Da bereits das Oestreichische Manifest avant la lettre 
publicirt wird, muß unseres womöglich noch heute gezeigt werden, 
aber dafür ist zu sorgen, daß es nicht?) auch avant la lettre 
erscheint.)! 
Herzogliche Briefe copire ich gleich; wird nichts helfen. 
W 
170. 
Berlin 17 Juni 1866. 
Friedberg ist reiner Jurist, und obenein als Ministerial- 
rath ein mehr theoretischer, daher zu der im jetzigen Augen- 
blick eminent practischen Stellung in Schlesien nicht grade ge- 
eignet; dort wäre ein Administrativ-Beamter nöthig. Daß 
Friedberg außerdem zur innern Politik der Regirung Eurer 
Mojestät, und bis vor wenig Tagen, auch zur auswärtigen, in 
einem viel schrofferen Gegensatze steht, als bei Duncker jemals 
der Fall war, dürfte Eurer Mojestät bekannt sein. 
Mein ehrfurchtsvoller Vorschlag würde dahin gehn, daß 
Eure Majestät die Eingangs dieser Zeilen hervorgehobenen 
Bedenken geltend machen, und Allerhöchstsich vorbehalten, zu- 
nächst bei dem Justizminister Erkundigungen über Friedberg 
einzuziehn. Duncker hat allen Credit bei Sr. Königlichen Hoheit 
verloren. v. Bismarck. 
*) Doppelt unterstrichen. 
*“) Das österreichische Manifest vom 17. Juni, Staatsarchiv XI, 
No. 2331 S. 125 ff., das preußische vom 18. ebd. No. 2333 S. 129 f. 
1866 
17. 6. 
1866 
17. 6.
	        
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