— 162 —
1867 aus München hier angekommen ist, mit dem Auftrage, von hier
13.4. nach Wien zu gehen, um im Namen seiner Regirung mit
dem Oestreichischen Kabinet über eine gemeinsame Verständi-
gung und eventuell ein Bündniß zu unterhandeln.
Deo der Gegenstand der Sendung einer schleunigen Er-
ledigung bedarf, so wünscht Graf Tauffkirchen schon morgen
Abend nach Wien abzureisen, vorher aber noch von Eurer
Königlichen Majestät empfangen zu werden, und erlaube ich mir
daher die ehrfurchtsvolle Anfrage, ob Allerhöchstdieselben ge-
ruhen wollen, denselben noch morgen im Laufe des Vormittags
zu empfangen? Gewährenden Falles wollen Eure Königliche
Majestät die Gnade haben, die Stunde zu bestimmen, zu
welcher der Graf sich bei Allerhöchstdenenselben melden darf.
Berlin den 13 April 1867. v. Bismarck.
Randbemerkung des Königs:
Bevor ich den Grafen Tauffkirchen empfange, muß ich
mit Ihnen Rücksprache genommen haben, um zu hören, wohin
seine Instructionen lauten, da ich ja keine Idée habe, was man
in Wien vorschlagen will, und was man hoffen kann, dort zu
erreichen, um danach bemessen zu können, was wir für In-
structionen zu geben hätten.
Die Ihnen heute zurückgesendete lange Dépéche des Grafen
Goltz über seine Unterredung mit Moustier hat mir von Neuem
die éveille gegeben, wie halb hingeworfene Ansichten auf-
gefaßt und zuletzt benutzt werden, um einen Conflict herbei-
zuführen.
Dies ist die Geschichte du piege, den wir in der Luxem-
burger Frage dem Kaiser Napoléon gestellt haben sollen. Darum
ist mir Ihr gestriger Vortrag wegen Wimpffens Vorschlag') und
*) Der österreichische Gesandte Graf Wimpffen machte am 12. April
namens seiner Regierung Bismarck den Vorschlag: Preußen möge die
Abtretung Luxemburgs an Belgien gestatten gegen Ueberlassung gewisser
belgischer Landstriche an Frankreich. Bismarck faßte, wie Wimpffen