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1867 Sie noch damals in Berlin anwesend waren, wenn auch bei
31. 7. den quest. Vorträgen bei mir Sie schon abgereiset waren, so
nahm ich doch an, daß Sie in jenen Sitzungen anwesend ge-
wesen und Ihre Zustimmung zu Allem gegeben hätten, so daß
ich wie immer fast, wenn Sie zugestimmt haben, namentlich
bei umfangreichen Vorlagen, die ich nicht im Détail prüfen
kann, unbefangen unterzeichnete. Wenn ich auch Gegenvorstel-
lungen bei Einzelnem machte, namentlich wegen Aufhebung des
Spiels, der Lotterien 2c., so wurden mir diese Dinge doch so
notorisch nöthig und zu keinen erheblichen Ausstellungen Anlaß
geben könnend, dargestellt, daß ich unterzeichnete. Kaum war
ich in Ems angekommen, als ich aus Zeitungen und Briefen,
Adressen rc. überfluthet Mittheilungen erhielt, die einen höchst
nachtheiligen Umschwung der öffentlichen Meinung, selbst bei
unsern besten politischen Anectirten bekundeten, was mir Alles
durch die berufenen Obern Möller'), Madays''), Diests“),
Voigts Rhetzi) nur zu sehr bestätigt wurde. Nun kam gestern
Ihr Telegramm an mich wegen des Schatzes und schon früher
Ihre Mittheilungen an Abeken über den Durchfall von Ver-
ordnungen in Berlin — daß ich jetzt erst vermuthen mußte,
daß Sie den letzten Berliner Berathungen nicht beigewohnt
hatten, so daß also alle die Verordnungen ohne Ihr Zuthun
mir vorgelegt worden sind! Durch die in Ems gepflogenen
Berathungen ersah ich nun erst, welch' erhebliche und ein-
gehenden Remonstrationen die genannten Herren gegen die
intentionirten Verordnungen gemacht hatten, von denen mir
die vortragenden Minister keine Mittheilung gemacht hatten,
so daß, ich gestehe es, (ich) #) sehr empfindlich berührt bin, was
*) Ed. v. Möller, damals Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau.
**) Guido v. Madai, damals Polizeipräsident von Frankfurt a. M.
*“) Gustav v. Diest, damals Regierungspräsident in Wiesbaden.
) Generalgouverneur von Hannover und command. General des
X. Armeecorps.
Ergänzung des Herausgebers.