Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1868 
5. 5. 
– 172 — 
Anlagen: 
(Augsburger Allgemeine Zeitung, 4. Mai 1868.) 
Berlin. Was die Stellung der preußischen Regierung 
zu der Adreßfrage anlangt, so hält sich der Bundeskanzler 
äußerlich sehr zurück. Doch will man wissen, daß er im stillen 
um so lebhafter für das Zustandekommen einer Adresse wirke, 
die ja, wenn sie wirklich der wahre Ausdruck des Parlaments 
ist, der preußischen Regierung in einem so kritischen Moment 
wie der gegenwärtige nur erwünscht sein kann. Auch sagt man 
daß der König eine solche Adresse, wie farblos sie immer sei, 
wenn sie nur den einheitlichen Willen der Nation betone, mit 
Freuden entgegennehmen werde, und in diesem Sinne soll sich 
auch der Präsident des Bundeskanzleramts, Herr Delbrück, 
ausgesprochen haben. Bei dem Gala-Diner, welches vorgestern 
im Schlosse dem Zollparlament zu Ehren gegeben wurde, waren 
u. a. auch die fremden Militärbevollmächtigten zugegen. Der 
französische machte in heiterer Laune gegen seine Tischnachbar- 
schaft die witzige Bemerkung: „Man sollte heut eigentlich nur 
Mainwein trinken.“ Bei der Vorstellung fehlte es nicht an 
komischen Intermezzos und Verwechslungen. So wurde der 
klerikale Abgeordnete Diepolder aus Bayern der Königin aus 
Versehen als Herr Crämer von Doos vorgestellt, und mußte 
gute Miene zu dem bösen Spiele machen, das seine Landsleute 
auf Kosten dieses Mißverständnisses mit ihm trieben. 
(Spenersche Zeitung, 4. Mai 1868.) 
Berlin. Die Revue contemporaine schreibt in der politischen 
Uebersicht des eben erschienenen neuesten Heftes über Preußen: 
Preußen ist jetzt unser Augenmerk, das Zollparlament ist er- 
öffnet, und obschon der König in seiner vor den Vertretern ganz 
Deutschlands gehaltenen Rede neue Beweise seiner versöhnlichen 
und friedfertigen Gesinnungen gegeben hat, so scheint man doch 
das Zollparlament mit Besorgniß und Argwohn überwachen zu
	        
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