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kunft hier der Finanz Minister das Projet vorlegte, das Revire-
ment mit Gold Beständen vorzunehmen, welches er Ihnen dem-
nächst vorgelegt hat, und dem ich durchaus beitrete; denn ich
finde jedes Arrangement unbedenklich, wenn es gilt, eine Steuer
Erhöhung zu umgehen! v. d. Heydt kam daher vorvorgestern
früh sofort zu mir, um mir Ihr Schreiben) mitzutheilen, in
welchem Sie die Gründe auseinandersetzen, aus denen Sie den
Steuerzuschlag dem quest. Revirement vorziehen, und heute früh
brachte er mir Ihr Telegramm, welches diese Ansicht festhält,
nachdem er Ihnen nochmals alle Gründe gegen den Steuer-
zuschlag ausführlich dargelegt hatte und Roon Ihnen noch außer-
dem so zu sagen als Unpartheyscher die Uebereinstimmung
des gesammten Staats Ministeriums mit v. d. Heydts Ansicht
mitgetheilt hat?).
Nachdem ich nun heute sofort einer Staats Ministerial
Sitzung beigewohnt habe, um in meiner Gegenwart das pro
et contra in dieser Angelegenheit zu ventiliren, was zur Ein-
stimmigkeit führte, den Steuer-Zuschlag zu verwerfen, — so
beschloß ich Ihnen nun noch selbst zu schreiben und in Kürze
die Gründe aufzuführen, die mich bestimmen, dieser Einstimmig-
keit nochmals beizutreten.
Daß Sie im Princip Recht haben, nicht von Beständen
zu nehmen, räumt Jeder ein. Aber es handelt sich hier von
zwei Uebeln das kleinere zu wählen. Sie wollen, daß die
laufenden Ausgaben sich nach den Einnahmen richten sollen.
Das ist wiederum richtig; wenn aber bereits von 13 verlangten
Millionen nur 5 stehen geblieben sind, welche das Deficit bilden,
so habe ich mich nach Durchgehung aller Posten überzeugt, daß
eine Schädigung des Landes entstehen muß, wenn diese Posten,
*) Bismarckbriefe 8. Aufl. S. 438.
**) S. Roons Brief vom 25. Okt., B.-J. IV, 81 ff., Roons Denk-
würdigkeiten 4. Aufl. III, 96 ff., Bismarcks Antwort vom 27. Okt.
s. Roons Denkwürdigkeiten 1II, 104 f., Bismarckbriefe S. 441.
1868.
28. 10.