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ein langes Leben beschieden ist, und fürchte, daß meine Organi-
sation zu ähnlicher Schlußentwickelung neigt, wie die des hoch-
seligen Königs. Ich kann nicht den Anspruch erheben, daß
Eure Majestät auf meine krankhaften Zustände in dienstlichen
Sachen Rücksicht nehmen. Es versteht sich, daß ich die Ver-
handlungen mit dem Reichstage, der vor der Thür ist, nach
Eurer Majestät Willen führen werde, wenn Allerhöchstdieselben
mir nur die Aussicht gewähren wollen, daß ich demnächst mich
zurückziehe und die Zeit, die mir Gott noch beschieden, in
Zurückgezogenheit der Ruhe und der dankbaren Erinnerung an
die Gnade widme, mit der Eure Majestät mich beglückt haben.
v. Bismarck.
211).
Berlin, den 26. Februar 1869.
Als ich Ihnen am 22. in meiner Bestürzung über Wehr-
manns Mittheilung ein sehr flüchtiges aber desto eindringlicheres
Billet schrieb, um Sie von Ihrem Verderben drohenden Vor-
haben abzuhalten, konnte ich annehmen, daß Ihre Antwort in
ihrem Endresultat meinen Vorstellungen Gehör geben würde —
und ich habe mich nicht geirrt. Dank, herzlichsten Dank, daß
Sie meine Erwartung nicht täuschten!
Was nun die Hauptgründe betrifft, die Sie momentan an
Ihren Rücktritt denken ließen, so erkenne ich die Triftigkeit
derselben vollkommen an, und Sie werden Sich erinnern, in
wie eindringlicher Art ich Sie im Dezember v. J. bei Wieder-
übernahme der Geschäfte aufforderte, Sich jede mögliche Er-
leichterung zu verschaffen, damit Sie nicht von Neuem der vor-
auszusehenden Last und Masse der Arbeit unterlägen. Leider
scheint es, daß Sie eine solche Erleichterung (nicht einmal die
*) In Gedanken und Erinnerungen 1, 206 f. nach einer ungenauen
Abschrift; hier nach dem Original berichtigt.
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