Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1869 
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wenn der Moment nicht so critisch sei, wo Patriotismus den 
27.10. Ausschlag gebe, wohl nicht leicht in dies Ministerium einge- 
1869 
4. 12. 
treten wäre. Dies ist bezeichnend genug, um Vorsicht vor- 
walten zu lassen. 
Ihren Vorschlag herzukommen, habe ich Ihnen durch 
Eulenburg endschieden abrathen müssen, denn die Unterbrechung 
einer Carlsbader Kur ist das Schlimmste, was man thun 
kann! Außerdem ist alles glatt nach den von Ihnen selbst auf- 
gestellten Gesichtspunkten abgelaufen. 
Was dagegen Ihren Vorschlag betrifft, sich durch eine er- 
weiterte Stellung Delbrücks Erleichterungen in Ihrer Stelle 
zu verschaffen, so nehme ich denselben sehr gern auf und werde 
Ihre Vorschläge erwarten, wie Sie dieselben dem Ministerium 
und auch wohl dem Bundesrathe") machen wollen. Denn daß 
Sie einer solchen Erleichterung schlechterdings bedürfen, begreift 
Jedermann und machte ich Ihnen schon dieserhalb selbst Vor- 
schläge. Also jetzt ruhig Carlsbad, dann noch Ruhe und dann 
Rückkehr! Gott mit Ihnen. 
Ihr 
Wilhelm. 
219. 
Berlin, 4./12. 69. 
Mit der innigsten Theilnahme erfahre ich heute erst und 
bestätigend durch Ihren soeben erhaltenen Brief, die Ursache 
Ihrer plötzlichen Reise?'**)! Gott wende in Gnaden von Ihnen 
und Ihrer Gemahlin einen harten, schmerzlichen Schlag abl! 
Ihr 
treu ergebener 
Wilhelm. 
*) Orig.: Reichsrathe. 
*“) B.-J. IV, 5. 
*“)Von Varzin nach Berlin, um nach Bonn an das Krankenbett 
des Grafen Herbert Bismarck zu reisen. Die Reise wurde infolge des 
Eintreffens günstigerer Nachrichten verschoben.
	        
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