1870
21. 6.
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2. 9.
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Randbemerkung des Königs:
Ich freue mich ungemein Ihrer unerwarteten Ankunft als
ein gutes Zeichen Ihrer Gesundheit. Ich fahre zwar diesen
Augenblick ¼10 Uhr nach Babelsberg, wo ich morgen zum
Abschieds Diné meines Bruders Carl um 3 Uhr sein muß.
Ich will aber mit dem Zug um 12 Uhr herkommen, um Sie
gegen 1 Uhr in Ihrem Hause zu sprechen, da ich um 2 Uhr
zurückdampfen muß. Wilhelm 215 70.
2277).
Donchery, den 2 September 1870.
Nachdem ich mich gestern Abend auf Eurer Königlichen
Maojestät Befehl hierherbegeben hatte, um an den Verhand-
lungen über die Capitulation Theil zu nehmen, wurden letztere
bis etwa 1 Uhr Nachts durch die Bewilligung einer Bedenk-
zeit unterbrochen, welche General Wimpffen erbeten, nachdem
General v. Moltke bestimmt erklärt hatte, daß keine andre
Bedingung als die Waffenstreckung bewilligt werden und das
Bombardement um 9 Uhr morgens wieder beginnen würde,
wenn bis dahin die Capitulation nicht abgeschlossen wäre. Heut
früh gegen 6 Uhr wurde mir der General Reille angemeldet,
welcher mir mittheilte, daß der Kaiser mich zu sehn wünsche
und sich bereits auf dem Wege von Sedan hierher befinde.
Der General kehrte sofort zurück, um Sr. Majestät zu melden,
daß ich ihm folgte, und ich befand mich kurz darauf etwa auf
halbem Wege zwischen hier und Sedan, in der Nähe von Fresnois,
dem Kaiser gegenüber. Se. Mojestät befand sich in einem
offnen Wagen mit drei höheren Offizieren und ebensovielen
zu Pferde daneben. Persönlich bekannt waren mir von letzteren
*) Staatsarchiv XIX, No. 4096 S. 197 ff., hier nach der im Militär-
wochenblatt, Sept. 1897 veröffentlichten, den Akten des Kriegsministeriums
entnommenen Abschrift des Originals, welche eine wichtige Ergänzung
aller bisherigen Drucke bietet.