Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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die Generale Castelnau, Reille und Moskowa, der am Fuße 1870 
verwundet schien, und Vaubert. Am Wagen angekommen, stieg 2.9. 
ich vom Pferde, trat an der Seite des Kaisers an den Schlag 
und fragte nach den Befehlen Sr. Majestät. Der Kaiser 
drückte zunächst den Wunsch aus, Eure Kaiserliche Majestät zu 
sehn, anscheinend in der Meinung, daß Allerhöchstdieselben sich 
ebenfalls in Donchery befänden. Nachdem ich erwiedert, daß 
Eurer Majestät Hauptquartier augenblicklich 3 Meilen entfernt 
in Vendresse sei, fragte der Kaiser, ob Eure Majestät einen 
Ort bestimmt hätten, wohin er sich zunächst begeben solle, und 
eventuell, welches meine Meinung darüber sei. Ich entgegnete 
ihm, daß ich in vollständiger Dunkelheit hierhergekommen und 
die Gegend mir deshalb unbekannt sei, und stellte ihm das in 
Donchery von mir bewohnte Haus zur Verfügung, welches ich 
sofort räumen würde. Der Kaiser nahm dies an, und fuhr im 
Schritt gegen Donchery, hielt aber einige hundert Schritt von 
der in die Stadt führenden Maasbrücke vor einem einsam ge- 
legenen Arbeiterhause an und fragte mich, ob er nicht dort ab- 
steigen könne. Ich ließ das Haus durch den Legationsrath Grafen 
Bismarck-Bohlen, der mir inzwischen gefolgt war, besichtigen; 
nachdem gemeldet, daß seine innere Beschaffenheit sehr dürftig 
und eng, das Haus aber von Verwundeten frei sei, stieg der 
Kaiser ab und forderte mich auf, ihm in das Innere zu folgen. 
Hier hatte ich in einem sehr kleinen, einen Tisch und zwei Stühle 
enthaltenden Zimmer eine Unterredung von etwa einer Stunde 
mit dem Kaiser. Se. Mgajestät betonte vorzugsweise den Wunsch, 
günstigere Capitulationsbedingungen für die Armee zu erhalten. 
Ich lehnte von Hause aus ab, hierüber mit Sr. Mojestät zu 
unterhandeln, indem diese rein militärische Frage zwischen dem 
General v. Moltke und dem General v. Wimpffen zu erledigen 
sei. Dagegen fragte ich den Kaiser, ob Se. Majestät zu Friedens- 
verhandlungen geneigt sei. Der Kaiser erwiederte, daß er jetzt 
als Gefangner nicht in der Lage sei, und auf mein weitres 
Kaiser Wilhelm 1 und Bismarck. 14
	        
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