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für meine Frau sowohl, wie für mich, das Bewußtsein der 1872
Zufriedenheit Eurer Majestät, und die so überaus gnädigen und 1.8.
freundlichen Worte der Anerkennung, welche das allerhöchste
Schreiben enthält, sind für kranke Nerven wohlthuender als
alle ärztliche Hülfe. Ich habe im Rückblick auf mein Leben
so unerschöpflichen Anlaß, Gott für Seine unverdiente Barm-
herzigkeit zu danken, daß ich oft fürchte, es könne mir nicht
so gut bis zu Ende gehn. Für eine besonders glückliche
Fügung aber erkenne ich es, daß Gott mich auf Erden zum
Dienste eines Herrn berufen hat, dem ich freudig und mit
Liebe diene, weil die angestammte Treue des Unterthanen
unter Eurer Majestät Führung niemals zu befürchten hat, mit
einem warmen Gefühl für die Ehre und das Wohl des Vater-
landes in Widerstreit zu gerathen. Möge Gott mir auch ferner
zu dem Willen die Kraft geben, Eurer Majestät so zu dienen,
daß ich mir die allerhöchste Zufriedenheit erhalte, von der ein
so gnädiges Zeugniß heut vor mir liegt, in Gestalt des Hand-
schreibens vom 26. Die Vase, welche rechtzeitig eintraf, ist ein
wahrhaft monumentaler Ausdruck Königlicher Huld, und dabei
so solide, daß ich hoffen darf, nicht die „Scherben“, sondern
das Ganze wird meinen Nachkommen die gnädige Theilnahme
Eurer Majestät an unfrer Silberhochzeit vergegenwärtigen.
Die Offiziere des 54 Regiments hatten die kameradschaft-
liche Freundschaft gehabt, ihre Musik von Colberg herzuschicken.
Sonst waren wir, wie die ländlichen Verhältnisse es mit sich
bringen, auf den engeren Familienkreis beschränkt; nur der
frühere amerikanische Gesandte in London, Motley, ein Jugend-
freund von mir, war zufällig zum Besuch hier. Außer Ihrer
Maogjestät der Kaiserin hatte Se. Majestät der König von Baiern
und Ihre K. H. Prinz Carl und Friedrich Carl und Se. Kaiser-
liche Hoheit der Kronprinz mich mit telegraphischen Glückwünschen
beehrt.
Mit meiner Gesundheit geht es langsam besser; gearbeitet