Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1872 
12. 8. 
— 228 — 
sind in erster Linie das Regirungsalter, eventuell, nach Ueber- 
einkunft, das Lebensalter, auf Congressen das Alphabet. Diese 
schwierige Frage muß meines allerunterthänigsten Dafürhaltens 
durch Vermittlung von Eurer Mgajestät Botschaftern in Peters- 
burg und Wien') à l'amiable geordnet werden, bevor die Herr- 
schaften sich begegnen. v. Bismarck. 
244. 
Berlin 9. 11. 72. 
Wir befinden uns in einer parlamentarischen Crise, die 
1. mir um so schwerer wird, als Sie nicht unter uns sind, und 
mir Ihr täglicher, ja stündlicher Rath und die dazu nöthige 
Discussion fehlt! Correspondenz und P. M.-) können diese Lücke 
nur schwach ersetzen, weil ja Satz für Satz erörtert werden 
muß, um nur erst über Principien einig zu werden, und dann 
über den Modus, wie sie angewandt werden sollen! Das Herren- 
haus, dem ich in den Jahren der Stürme von 1861—66 so 
unendlich viel durch sein loyales, festes und consequentes Ver- 
halten zur Krone verdanke, hat sich jetzt durch sein oppositio- 
nelles Verhalten, ja hämisches Gebahren gegen die Krone, 
selbst gerichtet! Kann und darf einem solchen Verfahren nach- 
sichtig zugesehen werden? Ich selbst, so schwer es mir wird, 
muß diese Frage verneinen! Was nun? Diese Frage ist viel 
schwerer zu beantworten. Der Fortbau der innern politischen 
Zustände des Landes erfordert die fortschreitende Regulirung 
der Fundamente, und das ist die Kreis Ordnung, und daher 
muß sie durchgesetzt werden, das verlangt des Landes Wohl 
und die Würde der Krone. Ist dies nach jetzigem Stand der 
parlamentarischen Lage ohne eine crasse Einwirkung auf das 
Herrenhaus möglich? Nein! Dieses Nein ist mir entsetzlich 
schwer auszusprechen, weil tich) die jetzige Composition des Herren- 
*) Heinrich VII. Prinz Reuß und v. Schweinitz. 
**) Promemoria.
	        
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