Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1872 
18. 11. 
— 232 — 
Inhalt meiner Briefe nur denen, an die sie gerichtet waren, 
vollständig bekannt wurde. Ich habe daher Roon gebeten, 
mich nur dann zuzuziehn, wenn Eure Majestät es besonders 
befehlen, und ihn benachrichtigt, daß ich mit den einzelnen 
Collegen nicht mehr correspondiren würde. 
Auf diese Weise wird meine Heranziehung, so lange mir 
Gott nicht zu bessern Kräften hilft, allein in Eurer Majestät 
gnädige und nachsichtige Hand gelegt sein. Meine Hoffnung 
und meine Bitte zu Gott aber ist, daß mir bald wieder ver- 
gönnt sein möge, unter Eurer Moajestät Auge selbst wieder 
meine Pflicht zu thun und die Beruhigung wiederzugewinnen, 
die in der Arbeit liegt. 
v. Bismarck. 
246 ). 
Varzin 5 December 1872. 
Indem ich Eurer Majestät die Anlage ehrfurchtsvoll über- 
2 reiche und um huldreiche Erlaubniß bitte, dieselbe durch münd- 
lichen Vortrag in spätestens 14 Tagen vervollständigen zu dürfen, 
erlaube ich mir nur eine Bemerkung allerunterthänigst hinzu- 
zufügen, die ich nicht durch fremde Handschrift gehn lasse. 
Eure Majestät wollen Sich allergnädigst erinnern, daß die 
Leichtigkeit, mit welcher Graf Arnim seinen persönlichen Ein- 
drücken die Herrschaft über sein politisches Urtheil einräumt, ein 
wesentliches Bedenken gegen seine Ernennung zum Botschafter 
in Paris bei Eurer Majestät hervorrief. Ich habe allerdings 
nicht darauf gerechnet, daß auch in Paris sein politisches Urtheil 
in dem Maße der Befangenheit unterliegen würde, wie seine 
durchweg tendentiösen und sachlich widerspruchsvollen Dar- 
stellungen es ergeben. Ich hatte gehofft, daß die Wichtigkeit 
der Stellung und der Ernst der Lage ihm schwerer ins Ge- 
wissen fallen würden. Ich wage einstweilen nur Eure Majestät 
*) Reichsanzeiger 24. Januar 1876.
	        
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