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habe. Ich habe Eurer Majestät meine unvorgreifliche Meinung 1878
über die Persönlichkeit des Grafen Arnim seit Jahren niemals 14.4.
verhehlt. Ich hatte gehofft, daß die hohe und für das Vater—
land so bedeutsame Stellung in Paris ihn über kleinliche In—
triguen vielleicht erheben würde, sonst hätte ich Eure Majestät,
in Anknüpfung an die römischen Erfahrungen, dringender bitten
müssen, ihm trotz aller Befähigung den Posten nicht anzuver-
trauen. Ich habe, und nicht ich allein, den Verdacht, daß er
seine geschäftliche Thätigkeit gelegentlich seinen persönlichen
Interessen unterordnet. Beweisen läßt sich dergleichen nicht,
aber es ist schwer, mit einem solchen Verdacht im Herzen für
die Art verantwortlich zu bleiben, wie dieser hohe Beamte seine
Instructionen ausführt.
Ich habe mir erlaubt, Eurer Mojestät meinen Verdacht
mitzutheilen, und Allerhöchstdieselben wissen, wie gering mein
Vertrauen auf die Objectivität seiner Berichte ist; um Eurer
Majestät nicht Verdruß zu machen, habe ich es vermieden,
meinen amtlichen Gewissensbedenken amtlichen Ausdruck zu
geben. Der Schritt des Grafen Arnim, zu dem er von Berlin
aus ermuthigt worden, und der dort schon in der vorigen
Woche erwartet wurde, läßt mir keine Wahl mehr. Eure Moaje-
stät wollen sich huldreichst erinnern, daß ich von dem Versuche
sprach, die Gefahren, die Arnims Charakter in Paris bedingt,
durch seine Versetzung nach London abzuschwächen, daß aber
von dort aus bei der ersten Anfühlung der heftigste Protest
wegen der Neigung Arnims zur Intrigue und zur Unwahr-
heit eingelegt wurde; „man würde kein Wort glauben, was
er sagen könnte“. Gegen die Anklagen eines Mannes von
diesem Rufe geht meine ehrfurchtsvolle Bitte zunächst nur dahin,
daß Eure Majestät ihn allergnädigst anweisen wollen, seine
dienstliche Beschwerde auf dienstlichem Wege einzureichen.
v. Bismarck.