Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1874 
und daher zu Déclarationen und trotz diesen zu den unglück- 
20. 12. seligsten Vorfällen geführt haben, nämlich daß bereits vielfach 
1875 
16. 1. 
schon die Taufe nicht mehr verlangt wird und ebenso die 
Kirchliche Trauung. Minister Falk fand dies nicht unrichtig 
und Bestimmungen allerdings nöthig, doch meinte er, daß 
jene Fälle nur vereinzelt vorkämen, dem ich entgegensetzte, daß 
auch erst 3 Monate seit Einführung des Gesetzes verlaufen 
seien und es sich bald zeigen würde, wie diese laxe Auffassung 
des Heiligen immer mehr Nachahmung finden würde; kurzum 
es scheint mir, daß p. Falk diese mir sehr am Herzen liegende 
Angelegenheit nicht allzuernst genommen hat. Ich wollte Sie 
also inständigst bitten, ehe das neue Gesetz für Deutschland 
eingebracht wird, doch jedenfalls dafür Sorge zu tragen, daß 
die sich bereits eingeschlichen habenden Irrthümer durch eine 
klare Redaction aus der Welt geschafft werden, da doch, 
wie ich bestimmt annehme, das neue Gesetz auch für Preußen 
gelten wird. 
Ihr 
Wilhelm. 
264. 
B. 16. 1. 75. 
Carl Meier Baron von Rothschild ist stark am Band- 
Wurm erkrankt beim Herannahen des Ordensfestes. Diese 
Krankheit vermag ich nicht zu heilen, aber Kreuzschmerzen 
ließen sich kuriren. Es wäre dafür anzuführen, daß er aller- 
dings in dem Kriegs Jahre énorm viel für die Wohlthätigkeits 
Zwecke gethan hat, wofür seine Frau das Verdienst Kreuz 
erhalten, natürlich das Geld verwendend, was der Mann ihr 
gab, während er keine Auszeichnung erhielt. 
Will man ihn berücksichtigen, so könnte wohl nur das 
Comthur Kreuz mit dem Geckigen Stern des Hohengollern 
Ordens verliehen werden, da er bereits den brillantenen
	        
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