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1875 eine Aenderung, die in Kurzem von jedem menschlichen Willen
4. 5.
unabhängig eintreten muß, in gegenwärtigem Moment in
jeder zweckmäßig erscheinenden Gestalt eintreten zu lassen. Da
Eure Mojestät bereits die Gnade gehabt haben, mir zu gestatten,
daß ich in nächster Zeit zu meiner Erholung einen längern
Urlaub antrete, so werden die für die Zeit eines solchen in
der Regel getroffenen Einrichtungen für meine Vertretung
auch jetzt genügen und Eure Mojestät durch die Umstände nicht
gedrängt sein, definitive Anordnungen früher als vor Ablauf
meines Urlaubes zu treffen. Ich möchte auch ehrfurchtsvoll
anheimstellen, etwaige Verhandlungen über die Zukunft nicht
so früh bekannt werden zu lassen, daß die eintretende Ver-
änderung wegen des Kaiserlichen Besuchs?) irrthümlich mit
diesem in der öffentlichen Meinung in Verbindung gebracht
werden könnte und man ihr andre Gründe unterschöbe, als
die Lage meiner Gesundheit.
Eure Mojestät wollen huldreichst überzeugt sein, daß der
Schritt, den ich hiermit thue, mir ein sehr schwerer ist; ich
scheide ungern aus Eurer Majestät Nähe und aus der gewohnten
Thätigkeit, und habe meinen Entschluß Monate lang erwogen,
gefaßt und wieder aufgegeben, schließlich aber von Neuem ein-
gesehn, daß ich Eurer Majestät Dienst dargebracht habe, was
ich zu leisten vermochte, und daß ich mein Amt in einer mit
meinem Pflichtgefühl verträglichen Weise nicht weiter zu führen
vermag. v. Bismarck.
267.
Berlin, 11. 5. 75.
Soeben erhalte ich Ihr Schreiben vom 4.1 Sie werden
5. es mir erlassen, den Eindruck, den dasselbe auf mich macht,
irgendwie zu schildern!
*) Des Zaren.
**) B.-J. 1, 93f.