Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1875 
13. 8. 
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lebt, hat die Lügen derselben als sichre Nachrichten nach Paris 
gegeben. Aber auch das würde im Grunde noch nicht hinreichen, 
der Königin Victoria die Zuversicht und das Vertrauen zu den 
von Eurer Majestät Selbst dementirten Unwahrheiten zu 
geben, die Höchstdieselbe noch in dem Briefe vom 20 Juni 
ausspricht. Ich bin mit den Eigenthümlichkeiten der Königin 
zu wenig bekannt, um eine Meinung darüber zu haben, ob 
es möglich ist, daß die Wendung, es sei ein Leichtes nachzu- 
weisen“ etwa nur den Zweck haben könnte, eine Uebereilung, 
die einmal geschehn ist, zu maskiren, anstatt sie offen ein- 
zugestehn. 
Verzeihn Ew. Majestät, wenn das Interesse des „Fach- 
mannes“ mich über diesen abgemachten Punkt nach dreimonat- 
licher Enthaltung hat weitläufig werden lassen. 
Die türkischen Sachen können kaum große Verhältnisse an- 
nehmen, wenn nur die drei Kaiserhöfe einig bleiben, und dazu 
können grade Eure Majestät am erfolgreichsten wirken, weil 
wir die Einzigen sind, die zunächst, und noch sehr lange, keine 
directen Interessen auf dem Spiele stehend haben. Im Uebrigen 
kann es für uns nur nützlich sein, wenn die öffentliche Auf- 
merksamkeit und die Politik der andern Mächte sich einmal 
einer andern Richtung als der deutsch-französischen Frage eine 
Zeit lang zuwenden. 
Da Eure Majestät die Gnade haben, meiner Gesundheit zu 
erwähnen, so melde ich darüber ehrfurchtsvoll, daß die sechs 
Wochen lang durchgeführte Kissinger Kur mich schließlich doch 
mehr als im vorigen Jahre angegriffen hat. Ich bin sehr 
matt geworden, kann wenig gehn und noch garnicht reiten. 
Ein Regime von Malz= und Sool-Bädern soll dem nun wieder 
abhelfen und haben die 4 ersten in der That gut gewirkt. Ich 
hoffe daher, daß die nächsten sechs Wochen mich wieder geschäfts- 
fähiger machen werden, wenn ich auch fürchte, daß ich auf 
Eurer Mojestät huldreiche Nachsicht in höherem Maße rechnen
	        
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