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Gastein selbst meinen unterthänigsten Dank dafür in Person 1877
zu Füßen zu legen, daß Allerhöchstdieselben dort in den Alpen 28.7.
meiner in Gnaden gedacht haben.
v. Bismarck.
286.
Varzin 11 August 1877.
Eurer Majestät danke ich ehrfurchtsvoll für das huldreiche 1877
Schreiben aus Gastein vom 65) und empfinde mit Allerhöchst= 11. 8.
denselben ein peinliches Bedauern über die unvorsichtige Zer-
splitterung der russischen Heere und die dadurch verursachten
Unfälle. Nicht daß ich politisch eine für Deutschlands Frieden
gefährliche Wendung deshalb befürchtete; im Gegentheil haben
diese unvermutheten Siege der Türken die Möglichkeit einer
weitern Verbreitung des Krieges durch Einmischung Englands
oder Beunruhigung Oesterreichs in die Ferne gerückt. Aber
es ist unmöglich, ohne bewegte Theilnahme das Unglück dieser
tapfern und befreundeten Truppen zu lesen und ohne Er-
bitterung von den schändlichen Greuelthaten der Türken gegen
Verwundete und Wehrlose Kenntniß zu nehmen. Bei solchen
Barbareien ist es schwer, die diplomatische Ruhe zu bewahren,
und ich denke, daß unter allen christlichen Mächten das Ge-
fühl der Entrüstung allgemein sein muß. Vielleicht würde es
den Intentionen Eurer Majestät entsprechen, wenn das aus-
wärtige Amt eine Mittheilung in diesem Sinne an die übrigen
Cabinette richtete und dieselben zu gemeinsamen Vorstellungen
bei der Pforte aufforderte. Für die Russen liegt in diesen
Erscheinungen ein Zeugniß, daß sie wirklich die Vorkämpfer
christlicher Civilisation gegen heidnische Barbarei in diesem
Kriege sind. Ich freue mich aus Eurer Mjestät Schreiben die
*) B.-J. IV, 40 ff.
**) Nicht vorhanden.
Kaiser Wilhelm I und Bismarck. 18