— 275 —
Kaiserbund wird unter Eurer Majestät Führung mit Gottes
Hülfe auch ferner im Stande sein, dem Kaiser Alexander freie
Bahn und dem übrigen Europa den Frieden zu erhalten.
Ich werde mich glücklich schützen, wenn ich Eurer Majestät in
dieser glorreichen Aufgabe wieder mit vollen Kräften dienen
kann. Noch bin ich leider nicht so weit; wenn auch die un-
mittelbaren Krankheitserscheinungen seit Kissingen zurückgetreten
sind, so ist doch meine allgemeine Schwäche jetzt fast größer
als vor meiner Abreise nach Kissingen. Jede geistige Arbeit
erregt meine Nerven, so daß der Schlaf mich flieht. Wollte
ich mich ganz enthalten, so würde ich mit einigen meiner
Kollegen auf dem Gebiete innerer Gesetzgebung in unheilbaren
Zwiespalt gerathen. Gesetzentwürfe, die ich der Industrie
schädlich oder unpractisch halte, entstehn in meiner Abwesenheit,
und der Kampf dagegen macht mir viel eigne Arbeit; noch mehr
das Verlangen, in unsern Zoll- und Steuergesetzen und im
Eisenbahnwesen die Reformen anzubahnen, die ich nothwendig
glaube, für die ich aber keinen Beistand finde. Ich bin eben
unter Eurer Majestät Ministern, allenfalls mit Friedenthal, der
einzige, der vermöge seines Besitzes zugleich zu den „Regirten“
gehört und mit diesen empfindet, wo und wie die Schuhe
drücken, die uns vom grünen Tische der Gesetzgebung her an-
gemessen werden. Die Minister, ihre Räthe, die Mehrzahl
der Abgeordneten sind gelehrte Leute, ohne Besitz, ohne Ge-
werbe, unbetheiligt an Industrie und Handel, außerhalb des
practischen Lebens stehend; ihre Gesetzentwürfe, überwiegend
Juristenarbeit, stiften oft Unheil, und die Abgeordneten aus
dem practischen Leben sind einmal, den Gelehrten gegenüber,
in Landtag und Reichstag die Minderheit, und dann treiben
sie leider mehr Politik, als daß sie ihre materiellen Interessen
vertreten sollten. So kommt es denn, daß ein Gesetzentwurf,
der die Letztern schädigt, wenn er einmal von den Ministern
eingebracht ist, durch die Mehrheit der Gelehrten und Beamten
1877
11. 8.