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1878 wollen. Die schwere Heimsuchung, welche Eure Majestät be-
9. 11. troffen hat, nicht bloß durch Verwundung auf dem Schlacht-
felde, wie es sich heut für Monarchen gestaltet, sondern durch
den Undank der Menschen, wie er sich ausspricht in dem Ver-
brechen und in allem, was sich daran knüpfte, bildet für mich
ein neues Band der Pflicht, welches mich noch fester als bisher
dem allerhöchsten Dienste verbindet. In der Schlechtigkeit der
Untreue liegt für treue Unterthanen ein Sporn der Treue,
und ich bitte Gott seitdem noch eifriger als früher, mir die
Gesundheit zu geben, deren ich bedarf, um Eurer Majestät, so
lange ich lebe, meine herzliche Dankbarkeit und meine Treue
als geborner Dienstmann des Brandenburgischen Herrscher-
hauses durch die That zu beweisen.
Meine Gesundheit läßt zu wünschen übrig; ich bedarf
einer absoluten Ruhe für einige Zeit, die mir seit Jahr und
Tag gefehlt hat; ich hoffe sie während der Landtagsverhand-
lungen in Friedrichsruh zu finden und will mich durch eigne
Mattigkeit nicht beirren lassen in der Freude, mit der ich von
Eurer Majestät zunehmenden Kräften durch Lehndorff höre und
in Eurer Majestät festen Schriftzügen das Zeugniß für die Her-
stellung der in Gastein noch leidenden rechten Hand erblicke.
v. Bismarck.
293.
Fürstin Bismarck an Kaiser Wilhelm.
Berlin 14. November 1878.
Allerdurchlauchtigster Kaiser!
Allergnädigster König und Herr!
1878 Eure Majestät haben an dem Tage, welcher trotz aller
14. 11. Freude für die Elternherzen viel bange Wehmuth in sich birgt,
durch Allerhöchst Ihre gnädige Theilnahme mich ganz un-
endlich erquickt! Die huldreichst übersandten köstlichen Geschenke