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zu Füßen zu legen, daß Gottes Segen in der wieder über-
nommenen Regirung Eurer Majestät Trost und Genugthuung
gewähren möge für die Verbrechen und den Undank der Men-
schen, welche Eure Majestät im Herzen ebenso schwer als äußer-
lich haben verwunden müssen.
Der plötzliche Uebergang aus der Gasteiner Kur in die
Arbeiten des Reichstags scheint meine Herstellung gehindert
zu haben, so daß ich heut noch nicht wieder so wohl bin, wie
ich im September war. Wenn aber Eure Majestät die Gnade
haben wollen, mir noch 4 bis 6 Wochen arbeitfreie Einsamkeit
und Waldluft zu gestatten, so darf ich hoffen, daß es mir mit
Gottes Hülfe gelingen werde, mich im Januar für die Ar-
beiten zur Vorbereitung des Reichstags mit frischen Kräften
zu Allerhöchstdero Verfügung stellen zu können. Die Reichs-
tagsverhandlungen werden in diesem Jahre wegen der Noth-
wendigkeit tief eingreifender finanzieller und wirthschaftlicher
Reformen besonders schwierig und voraussichtlich von harten
Kämpfen der Parteien unter einander und gegen Eurer Majestät
Regirung begleitet sein. An einem schließlichen günstigen Er-
folge, auf dem finanziellen wie auf dem wirthschaftlichen Ge-
biete, zweisle ich aber nicht, wenn es gelingt, die Einigkeit des
Staatsministeriums in sich und mit den wichtigeren Bundes-
regirungen zu erhalten und der Regirung diejenige Festigkeit
und Entschlossenheit zu bewahren, welche Eurer Majestät Führung
uns in allen schwierigen Lagen gewährt hat und der wir, nächst
Gott, so große Erfolge verdanken.
v. Bismarck.
295.
Berlin 7. 12. 78.
Niemand hat wohl mehr als ich Ihr Ausbleiben vor-
gestern bei meiner Rückkehr nach Berlin bedauert; indessen die
in Ihrem mir durch den Minister v. Bülow übergebenen