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der liberalen Partei, viel Anklang, und er selbst große Aner-
kennung gewonnen. Ich würde es aus diesem Grunde auch
politisch sehr nũtzlich halten, seinem Rücktritt das Ansehn zu
geben, daß er in Gnaden aus Eurer Majestät Dienst scheidet.
Was die Stellung Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kron-
prinzen betrifft, so bin ich darüber, ob dermaleinst, wenn Höchst-
derselbe nach Gottes Rathschluß regirt, grundsätzlich liberal
regirt werden wird, nicht unterrichtet. Ich weiß es nicht und
habe für meine Person Zweifel; jedenfalls vermuthe ich, daß
diese Richtung, wenn sie eintreten sollte, nicht dauernd sein wird.
v. Bismarck.
3067.
Mainau, 20. 7. 79.
Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihr Schreiben
nach Uebergabe des endlich vollendeten Bildes und freue ich
mich, daß es Ihren Beifall hat. Ebenso danke ich Ihnen für
Ihren Brief über eine gewisse Aeußerung Ihrerseits über
Friedenthals Zukunft
Vor Allem aber muß ich Ihnen nun noch nachträglich
Glück wünschen, zu dem Sieg, den Sie im Reichstag erfochten
haben'')! Zu den vielen Siegen im Aeußeren tritt nun zu denen
im Innern überhaupt noch dieser auf dem Finanz Gebieth.
Sie unternahmen es, in ein Wespen-Nest zu stechen, wobei ich
Ihnen aus Ueberzeugung beitrat, wenn auch mit Bangigkeit,
ob der erste Wurf gelingen würde. Ein ähnlicher Umschwung
der öffentlichen Meinung ist wohl selten in so kurzer Zeit er-
rungen worden, und man siehet, Sie trafen, nach ungeheurer
Arbeit und Anstrengung, den Nagel auf den Kopf, und wenn
derselbe auch Etwas beim Einschlagen brökelte, so ist doch die
Majorität von 160 Stimmen ein Triumph, der Ihnen manche
*) B.J. IV, 7.
*“) In der Frage der Reform des Zolltarifs.