1880
7. 4.
1880
3. 5.
— 298 —
312.
Auf Ihr Gesuch vom 6. d. M.““) erwidere ich Ihnen, daß
ich die Schwierigkeiten zwar nicht verkenne, in welche ein Con-
flict der Pflichten, welche Ihnen die Reichsverfassung auferlegt,
Sie mit der Ihnen obliegenden Verantwortlichkeit bringen kann,
daß ich mich aber dadurch nicht bewogen finde, Sie Ihres
Amtes um deshalb zu entheben, weil Sie glauben, der Ihnen
durch die Artikel 16 und 17 der Reichsverfassung zugewiesenen
Aufgabe nicht entsprechen zu können. Ich muß Ihnen viel-
mehr überlassen, bei mir und demnächst beim Bundesrathe
diejenigen Anträge zu stellen, welche eine verfassungsmäßige
Lösung eines derartigen Conflictes der Pflichten herbeizuführen
geeignet sind.
Berlin, 7. April 1880.
313***).
cc. 13. Mai 1880.)
Der tumultuarische Versuch, den die Partei des Frei-
handels unter der Führung Delbrücks und in Rechnung auf
die Hilfe des Centrums gemacht hat, die von Eurer Majestät im
vorigen Jahre mühsam hergestellte Protektion vaterländischer
Arbeit wieder in Frage zu stellenf), würde mir als ein parla-
mentarisches Ereigniß keinen Eindruck gemacht haben, wenn
*) Kohl, Bismarck-Regesten II, 206.
**) Der Bundesrath hatte am 3. April den vom Reichskanzler ein-
gebrachten Antrag auf Einführung einer Stempelsteuer für Quittungen
auf Postanweisungen abgelehnt, worauf Bismarck am 6. das Gesuch
um Entlassung einreichte.
*#4) B.-J. I, 132.
4) Bei Gelegenheit der Berathung der am 7. März 1880 zu Wien
unterzeichneten revidirten Elbschifffahrtsacte, vgl. Politische Reden VIII,
170 ff.