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1883 projectirte Visite meines Sohnes sich zu verschaffen, gab eine
21. 12, so Licht volle Abhandlung über das pro et contra dieser
Demarche, daß ich nur bedauern kann, Sie zu dieser Arbeit
verleitet zu haben, da ich dies Thema nur dem Grafen Hatz-
feld (gegenüber)) in einem Billet berührte, da wir es nicht
mündlich erörtert hatten. Dies pro et contra hatte ich gleich
Ihnen selbst erörtert, da ich aber nicht zum Beschluß mich
allein endscheiden konnte, entstand diese Rückfrage bei Ihnen.
Leider kam Ihre Antwort eine Stunde, nachdem der Thelegraph
bereits die Sache nach Ihrem Gutachten endschieden hatte,
wodurch wie gesagt, Ihre Arbeit leider überflüssig geworden
war, wofür ich nochmals Ihre Nachsicht in Anspruch nehme!
Ein anderes Théma, welches Ihr genannter Brief be-
rührt, ist die Absicht des Kaisers A. III. und Giers, den Fürst
Orloff nach Berlin als Ambassadeur zu ernennen. Ich lasse
dem Fürsten gewiß volle Gerechtigkeit widerfahren, aber seine
große Gewandheit, die die Dinge unter den ihm gegebenen
Eindrücken zu modificiren weiß, macht mich doch stutzig. So
hat er vor einiger Zeit im Beisein der Kaiserin uns eine
Apologie der Pohlen gehalten, daß wir Beide, nach seinem
Verlassen des Salons, uns nicht genug verwundern könnend
ansahen und die Sache durchaus nicht verstanden! Außerdem
hat seine geistige auffallende Lebendigkeit, fast politische Ge-
schwätzigkeit, eine tournure, die mit unserer so (nüchternen))
Beurtheilung wichtiger Fragen und geselligen Verhältnisse durch-
aus contrastirt, — so daß ich besorge, er wird auf unserem
nüchternen Terrain kein Glück machen.
Ich weiß von lange her, daß Sie mit ihm befreundet sind
und ihn sehr hoch stellen und daher das Projekt, ihn in Berlin
zu besitzen, befürworten würden, wie Sie mir dies aus einander
setzen. Doch glaubte ich Ihnen meine Ansicht nicht verschweigen
*) Ergänzung des Herausgebers.
**) Ergänzung des Herausgebers.