Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1887 
3. 3. 
1887 
17. 7. 
— 338 — 
danke, daß ich doch aus Confusion das Memoire in die 
Mappe wieder gesteckt hätte; ich öffnete sie, sah jedes Papier, 
welches sie enthielt, sorgsamst nach — fand es aber nicht!! 
Darauf sendete ich die Mappe ab und legte mich nun eine 
Stunde lang auf das Suchen nach dem Meémoire, obgleich ich 
ganz genau wußte, daß ich dasselbe nicht wieder seit Ziehen 
aus der Mappe angerührt hatte. Erschöpft von der Suche legte 
ich mich zu Bette, in Verzweifelung! Meine einzige, wenn- 
gleich geringe Hoffnung blieb, daß das Memoire sich doch in 
einem der Wilmowskyschen Papiere versteckt befände. Da mit 
den gestrigen Papieren mir von Wilmowsky das Vermißte 
nicht zuging, so schrieb (ich) ihm diesen Hergang, worauf er 
heute kam (und sagte), daß ein solches Papier (sich) nicht in 
der quest. Mappe befunden habe! Ich aufs Neue auf die Suche, 
Alles vergebens! Es ist und bleibt unerklärlich! Denn Nie- 
mand hat das Papier en question nur sehen können! Und ein 
so Geheimnißvolles Papier verschwunden!!! 
r 
Wilhelm. 
356. 
(Mainau,), den 17. 7. 87. 
Für Ihr Schreiben, in welchem Sie mir Ihre Ueber- 
siedelung nach Varzin mittheilen?), sage ich Ihnen meinen besten 
Dank und freue mich, daß Ihnen die sogenannte Ruhe in 
Friedrichsruh so wohl gethan hat. Sie glauben, daß die 
nächste Zeit nicht gerade Wichtiges in der Diplomatie vor- 
fallen werde; mir scheint aber die Tournure, welche die Bul- 
garische Frage jetzt annimmt, doch sehr ernst. 
Da diese Situation nicht rasch sich lösen wird, so ist Ihre 
Endfernung von Berlin auch nicht besorglich, obgleich ich, in 
*) Nicht vorhanden.
	        
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