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Instruction in der hanöverschen Verfassungsfrage zu überreden, 1852
widerstanden habe. 23.7.
Vielleicht geruhn Eure Königliche Hoheit von dem anliegen-
den Schreiben des Herrn v. Schele"') Einsicht zu nehmen. Ich
erhielt dasselbe in Wien, während mir der Kaiserlich russische
Geschäftsträger gleichzeitig eine Note des Herrn v. Budberg***)
vorlas, nach welcher dieser aus dem Munde Sr. Mojestät des
Königs von Hanover, sowie von Herrn v. Schele die Erklärung
empfangen haben wollte, daß Hanover den Septembervertrag
als unverbindlich ansehn und auflösen werde, sobald die süd-
deutschen Staaten aus dem Zollverein schieden. Ich habe
Herrn v. Schele, mit dem ich nahe befreundet bin, hierüber
sowie über den Inhalt seines Schreibens eines Bessern zu
belehren gesucht, und ihm namentlich vorgehalten, daß es kein
sichreres Mittel gebe, den Zollverein zusammenzuhalten, als
wenn Hanover jedem Zweifel darüber, ob es treu am Sep-
tembervertrage halten werde, ein für allemal ein Ende machte.
Eure Königliche Hoheit wollen gnädigst verzeihen, daß ich
Höchstdieselben mit dieser Auseinandersetzung belästige; ich
konnte dem Verlangen nicht widerstehn, soweit es an mir liegt,
den Beweis zu liefern, daß ich mich weder von meiner Dienst-
pflicht, noch von derjenigen politischen Richtung entfernt habe,
für deren Innehaltung ich wiederholt, und namentlich vor
meiner Abreise nach Wien, die Ehre hatte, Eurer Königlichen
Hoheit gnädige Anerkennung zu empfangen.
Ehrfurchtsvoll ersterbe ich
Eurer Königlichen Hoheit
unterthänigster
Frankfurt 23 July 1852. v. Bismarck.
*) Hannoverscher Bundestagsgesandter.
**) Staatsrath v. Fonton.
***) Russischer Gesandter in Hannover.