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1853 einem Prokesch') abzustatten!! Meine Indignation können Sie
29.1. sich denken und freue ich mich der ernsten Sprache, die Manteuffel
gesprochen hat, die Graf Arnim?) aber unverantwortlich abge-
schwächt hat! Der Mann sollte in Oestreichische Dienste gehen. —
Sie werden einen schweren und sehr unangenehmen Stand
bekommen, um so mehr, da man Sie forthaben will von F. a.M.
als nicht Oestreichisch genug. Ich erwarte, daß Sie ebenso fest
gegen Plrokesch) sein werden als Sie es gegen Thlun) waren,
und daß Sie sich nicht werden fortschnellen lassen.
Aber was soll man zu dieser Wiener Perfidie sagen, so
unmittelbar nach des Kaisers Visite? Es ist völlig Oestreichisch
contra Preußen! Ich möchte wohl wissen, was man in Wien
sagte, wenn man jetzt Bernstorff'**) an Ihre Stelle setzte?
Man würde es eine Insulte nennen.
Die Montijosche Mariage#) gewährt mir eine angenehme
Beruhigung, weil kein Europäisches Fürsten Geschlecht sich mit
dem — Parvenu — zu verbinden braucht. Wie Napoléon diese
Episode — politisch und körperlich — bekommen wird, bin
ich begierig zu sehen. Nur nicht einschlafen unfrer Seits, —
aber nicht zu unsinnig schreiben, wie die # Zeitung#), die ist
komplett wahnsinnig! Ihr
Pr. v. Pr. .
*) Frhr. v. Prokesch-Osten, bisher österreich. Gesandter in Berlin, war
zum Bundestagsgesandten an Stelle des Grafen Thun ernannt worden.
**) Preußischer Gesandter in Wien.
*“) Orig. Bernsdorff. — A. v. B. war in der Ersten Kammer als
scharfer Gegner der Schwarzenberg'schen Politik aufgetreten.
) Napoleon III. theilte durch Botschaft vom 22. Januar 1853 den
gesetzgebenden Körperschaften seine bevorstehende Vermählung mit der
Gräfin Eugenie von Montijo mit; am 30. Januar 1853 erfolgte die
kirchliche Einsegnung der Ehe.
7) Inihren Artikeln zur französischen Heirath vom 25. und 26. Januar
1853; vgl. Bismarcks Brief an Gerlach vom 27. Januar 1853, Aus-
gabe von H. Kohl S. 55 ff.
ßHandschriftlich von Bismarcks Hand: Beantw. 3. 2. 53; doch
hat sich ein Concept der Antwort nicht gefunden.