Coblenz 19. 2. 53.
Ihr Brief vom 2. d. M. hat mich ungemein interessirt, 1853
sowohl wegen des ersten Auftretens des Oestlichen Prokesch 19.2.
als wegen Ihres Raisonnements über Preußens Stellung zu
seinen östlichen Nachbarn und vis à vis Frankreichs. Ich theile
ganz vollkommen Ihre aufgestellten Ansichten und freue mich,
daß Ihre Wirksamkeit in F. a M. gesichert ist. Die Rede des
F.M. L. Prokesch bei seinem Eintritt in die Bundes Versamm-
lung war sehr frappant?). Wozu eine solche Geschichtliche Dé-
duction, von Karl dem Großen an, in einem Collegium, das seit
einigen 30 Jahren bestehet? Wohl nur deshalb, um zu zeigen,
daß eine neue Aera für Deutschland eingetreten ist, die zwar
die Vielheit in der Einheit erhalten will, aber — mit Oestreich
als Deutschem Kaiser an der Spitze! Voild le fin mot de la
chose! Doch bis zum Erreichen dieses Ziels werden wir doch
auch wohl noch ein Wort sprechen müssen!
Manteuffel schreibt mir so eben, daß Leiningens Mission
in Constantinopel"*) wahrscheinlich mißlingen wird. Dann wird
die Sache sehr ernst, bei dem Anhäufen von Truppen an den
Grenzen. Dazu die Zustände in Italien von Mayland bis
zum Farol!l'##) und Alles stehet in Flammen!
*) Vgl. Protokolle der Bundesversammlung 1853 8§ 27; die Ant-
wort Bismarcks ebd. § 28, vgl. auch Bismarcks Immediatbericht vom
4. Febr. 1853, Preußen im Bundestage 1, No. 143 S. 191 f.
**) Graf Christian Leiningen-Westerburg wurde im Januar 1853
nach Constantinopel gesendet, um von der Pforte die Zurückziehung
ihrer gegen Montenegro gesendeten Truppen, die Internirung unga-
rischer und polnischer Flüchtlinge, deren Auslieferung Oesterreich ver-
gebens verlangt hatte, sowie bessere Behandlung der bosnischen Christen
zu fordern. Dem Ultimatum vom 11. Februar fügte sich schließlich die
Pforte auf Englands und Frankreichs Rath.
**) Kap an der Nordostspitze von Sicilien.