Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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22. 
Berlin 5 Dezember 1862. 
Eurer Majestät 
1862 beehre ich mich allerunterthänigst zu melden, daß meine Verhand- 
5.12. lungen mit dem General von Kunowski'), aller Bemühungen 
ungeachtet, nicht zum Ziele geführt haben. In Folge dessen 
setzte ich mich heut mit dem Grafen Eulenburg in Verbindung. 
Er erklärte sich zwar sogleich bereit, wenn es von Eurer Ma- 
jestät befohlen würde, das Handels-Ministerium zu übernehmen, 
fügte aber hinzu, daß er mit sehr viel mehr Vertrauen zum 
Gelingen Minister des Innern werden würde, weil er für 
diesen Zweig mit besseren Vorkenntnissen ausgerüstet sei; doch 
würde er wünschen, daß Herr von Jagow in dem Falle ganz 
ausschiede, und für ihn der Ober-Präsident von Selchow als 
Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten einträte. 
Herr von Selchow ist hierzu bereit, und er so wohl wie Graf 
Eulenburg mit der ihnen von mir entwickelten Gesammt-Politik 
des Ministeriums einverstanden. 
Eure Majestät bitte ich allerunterthänigst, mir über diese 
Angelegenheit einen Vortrag erlauben zu wollen, bevor ich die- 
selbe mit den übrigen Ministern bespreche. Morgen um 12 ist 
Ministerrath, und wenn Eure Majestät mir gestatten wollen 
Allerhöchstdenselben vorher meine Aufwartung zu machen, so 
bitte ich allerunterthänigst über die Stunde zu befehlen. 
Gleichzeitig lege ich Eurer Majestät einige anderweite 
Combinationen wegen Besetzung der diplomatischen Posten, und 
die Reinschrift der Ordre wegen Beantwortung der Adressen 
ehrfurchtsvoll vor. 
v. Bismarck. 
*) Wegen Eintritts in das Ministerium.
	        
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