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aber kaum eine Zeit-Ersparniß zur Folge haben und sehr 1852
ungelegen kommen. Ich werde also vor dem 186eu d. M., wo ich 14.6.
Se. Majestät hier zurückerwarte, die Bestimmung nicht einholen
können; überdieß liegt mir daran dieß persönlich zu thun. Bis
dahin kann ich Ew. Hochwohlgeboren nur rathen, nach eigenem
Gutdünken zu handeln, indem ich mich im Allgemeinen auf den
Rath beschränke, auf der Reise nach Ungarn nicht zu sehr zu
bestehen. Ich finde es sehr natürlich, daß der Kaiser Sie in
diesem desorganisirten Lande und unter Truppen, die sehr viel
zu wünschen übrig lassen, nicht gern sehen will, und ungern
gesehen zu werden oder abgewiesen zu sein, ist beides gleich
unerwünscht. Andrer Seits scheint mir nach dem Innhalt des
Königlichen Schreibens auch eine sichere Beförderung durch
Vermittlung nicht bedenklich; vielleicht ist es sogar gut, daß der
Kaiser den Brief gelesen hat, bevor er Sie sieht. Ueberhaupt
glaube ich, daß zu großes Empressement bei Ihrer Mission zu
vermeiden ist. Darüber, was Sie beschlossen, geben Sie mir
vielleicht durch den rückkehrenden Expressen Nachricht.
Nun zu unsfrer Zoll-Sache. Daß die Oldenburgischen
Stände pure acceptirt haben, ist Ihnen bekannt; ich glaube
also, daß wir Hannover und Oldenburg nun sicher haben, wenn
schon der erstgenannte Staat noch so thut, als habe er noch
die Möglichkeit eines Rücktritts!'), um uns zur Nachpgiebigkeit
gegen Oestreich zu bestimmen. Ueberdieß braucht man dort
unser Geld, um die leidige neue Organisation, die ein Deficit
von 1½ Millionen in Aussicht stellt, durchzuführen.
Vor einigen Tagen war Herr v. Klindworth'“) mit seinen
Propositionen bei mir. Ich traue dem Mann nicht, halte ihn
aber nicht für so schlecht, als man gewöhnlich glaubt; legitimirt
war er durch eigenhändigen Brief des Königs von Württem-
*) Vom Vertrag vom 7. September.
*) Württembergischer Staatsrath und geheimer Preßagent.
Aus Bismarcks Brieswechsel. 5