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1852 berg'). Seine Propositionen hat er mir in dem Memoire, welches
14.6. ich unter dem Siegel größter Discretion und (mit der) Bitte
baldiger Rücksendung beischließe, (niedergelegt)"“). Nach genom-
mener Rücksprache mit Sr. Moajestät werde ich morgen ab-
lehnend antworten, und zwar mit folgenden Gründen: 1) könne
der König oder sein Minister an den König von W. nicht
schreiben, so lange er keinen Gesandten her sende, 2) seien die
abzugebenden Versicherungen zwar ganz unverfänglich, aber
gerade weil sie von uns wiederholentlich abgegeben seien, würde
es den Schein erregen, als habe man es früher nicht ganz
ehrlich gemeint, wenn man sie nochmals als Stipulation fest-
setzen will; 3) würde es eine Beleidigung des Königs von W.
sein, wollte man seinen Patriotismus erst anrufen, anstatt vor-
auszusetzen, daß dieser ihn von selbst zu allem Guten treiben
werde; 4) seien die Gegengaben von Württemberg doch gar zu
unbestimmt und auf Schrauben gestellt. Ich gedenke dies Alles
möglichst selbst einzurichten und dadurch ein gänzliches Abbrechen
zu vermeiden.
Ein Schreiben von Winzingerode lege ich ebenfalls s. p. r.
bei; ebenso eine Notiz von Philipsborn.
Ew. Hochwohlgeboren wollen daraus entnehmen, daß unfre
Dinge gar nicht schlecht stehen.
Nun die Kehrseite: Heute Mittag war Budberg bei mir
und sagte — Oestreich werde nicht nachgeben. Herr v. Prokesch
habe heute eine seine Leistungen sehr anerkennende Depesche
mit der Versicherung, daß man dort auf nichts mehr eingehen
werde, erhalten, wir müßten daher auf alles gefaßt sein. Ich
erwiederte, das wären wir, und wenn er meine Herzensmeinung
als Privatmann wissen wolle, so könnte mir in unserem In-
teresse nichts Erwünschteres begegnen, als wenn durch vor-
*) König Wilhelm I.
*“) Die in Klammern gesetzten Worte sind Ergänzungen des Heraus-
gebers.