Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

43. 
Otto v. Manteuffel an Bismarck. 
Ew. Hochwohlgeboren 
bescheinige ich zunächst den Empfang der drei aus Wien an mich 1852 
gerichteten geehrten Schreiben"). Die beiden letzten habe ich 25.6. 
noch zu beantworten. Das mir geneigtest mitgetheilte Schreiben 
des Herrn v. Schele'') sende ich in der Anlage zurück. Herr 
v. Budberg, der gestern bei mir war, frug mich, ob ich dieses 
Schreiben kenne; Ew. Hochwohlgeboren Weisung gemäß und 
als guter Diplomat verläugnete ich dieß und blieb auch bei 
dieser Nothlüge, als Herr v. Budberg seine Verwunderung 
aussprach und bemerkte, daß Herr v. Schele die Vermuthung 
ausgesprochen habe, es werde mir davon Mittheilung gemacht 
werden. Ich habe Grund anzunehmen, daß jenes Schreiben 
einiger Maaßen unter Russischem Dictat geschrieben ist, 
wenigstens scheint es mir vielfach den Wiederhall des in Ew. 
Hochwohlgeboren Händen befindlichen résumé, welches Graf 
Nesselrode mir zugestellt hat?“), zu enthalten, wonach Oester- 
reich die Rolle des bescheiden Bittenden und uns die des spröde 
Abweisenden zugetheilt wird. Ich darf voraussetzen, daß Ew. 
Hochwohlgeboren diese Darstellung rectificirt haben. Meiner 
Seits enthalte ich mich hierauf weiter einzugehen, da Ew. Hoch- 
wohlgeboren ja darüber vollständig informirt sind und füge nur 
hinzu, daß das Oesterreichische Intriguen-Spiel, über welches 
man doch Herrn v. Schele aufklären sollte, unausgesetzt fort- 
geht. Die Antwort, welche auf unsere Erklärung vom 7. d. M. 
*) Vom 15. Juni, Preußen im Bundestag I, No. 76 S. 103 ff., 
vom 18./19. Juni, vom 22. Juni 1852, ebend. IV., No. 32 u. 33 S. 81 ff. 
87 ff. 
*) S. Anhang I, Off. 
###) S. o. S. 69 f. No. 42.
	        
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