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44.
Otto v. Manteuffel an Bismarck.
Ew. Hochwohlgeboren
sende ich in der Anlage Abschrift eines von Graf Buol an 1852
mich gerichteten Antwortschreibens. Abgesehen von dem freund- 26.6.
lichen Ton, in welchem das Schreiben abgefaßt ist und wofür
ich dem Herrn Verfasser sehr dankbar bin, tritt die Verschieden-
heit des beiderseitigen Standpunkts darin leider sehr bestimmt
hervor. Wir läugnen eine politische Seite des Zoll-Vereins
durchaus nicht, wir würden dessen Auflösung gerade auch aus
politischen Gründen um deshalb beklagen, weil wir daraus die
Störung wesentlicher materieller Vortheile und darausfolgend
Mißbehagen der Bevölkerung als nothwendige Consequenz
hervorgehen sehen zu müssen glauben, allein wir sehen die
politischen Folgen des Zoll-Vereins als sich von selbst ergebende
aus dem freien Zusammentreten homogener Staaten an; wir
wollen natürlichen und gegebenen Verhältnissen einen sach-
gemäßen Ausdruck durch selbstständige Vereinbarung der Re-
gierungen geben. Dieß ist die Entstehung und der bisherige
Charakter des Zollvereins gewesen. Oesterreichischer Seits
wird die Sache ganz anders ausgefaßt. Man stellt den poli-
tischen Zweck an die Spitze, und die materiellen Interessen
müssen sich diesem Zweck unterordnen, deshalb werden Opfer
verlangt und freilich auch angeboten. Indeß wenn man auf
diesem Wege auch die heterogensten Theile zusammenschmieden
kann, so wird man doch entweder nichts Dauerndes erzielen
oder einen Zwang anwenden müssen, welcher nichts weniger
als Befriedigung zur Folge haben könnte. Grade um einen
solchen Zwang zu vermeiden, enthält die Bundesacte schützende
Bestimmungen, und ich bezweifle, daß man die Bundes-Ver-
fassung den deutschen Stämmen angenehm machen dürfte, wenn