Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

— 77 — 
daß die Sendung eines so ausgezeichneten und mit dem vollen 1852 
Vertrauen seines Königs beehrten Staatsmannes sowohl, als 21.6. 
auch die freundlichen Worte, deren Ueberbringer er war, hier 
nur recht aufrichtig gewürdigt werden konnten. Dabei aber 
darf ich nicht bergen, daß die gleichzeitig von ihm mitgetheilte 
jüngste Erklärung an die zu Berlin tagenden Zollvereinsmit- 
glieder und insonders die darin ausgesprochene Ablehnung der 
von den vorzüglichsten deutschen Regierungen projectirten Zoll- 
einigung mit Oesterreich uns weniger angenehm berühren mußte. 
Haben wir schon innig bedauert, daß die k. preußische 
Regierung an den Wiener Verhandlungen, in welchen wir ihr 
so gern das leitende Gewicht eingeräumt hätten, an welches es 
durch die in langer Praxis erworbene Erfahrung vollen An- 
spruch hat, sich nicht betheiligen wollte, so müssen wir in dem 
jetzigen Stadio beklagen, daß nach den freundlichen Mit- 
theilungen, die von dem Ergebnisse dieser Verhandlungen nach 
Berlin gemacht wurden, Preußen immer noch darauf beharren 
zu müssen glaubt, sich gegen das angebahnte Project einer 
Zoll-Einigung mit einer Bestimmtheit auszusprechen, die freilich 
eine Verständigung vorerst nicht zuläßt. 
Allerdings ist der von Ew. Excellenz als ein Mittel zur 
Verständigung angedeutete Weg — nänlich sich vorerst über 
die Grundlagen zu einigen und daran rückwirkende Be- 
sprechungen anzuschließen, an sich zulässig und praktisch. Die 
Schwierigkeit aber läge in der, wie es mir scheint, daran ge- 
knüpften Bedingniß einer vorhergehenden Umgestaltung und 
Erweiterung des Zoll-Vereins, und leider haben meine Ge- 
spräche mit Herrn v. Bismarck mir über diesen Punkt keine 
beruhigende Aufklärung gegeben. Es will uns bedünken, daß 
bei der von den bedeutendsten Zollvereinsstaaten ausgesprochenen 
Ansicht die Realisirung dieses Projectes auf wesentliche Hinder- 
nisse stoßen würde und daß die vorausgehende Festsetzung des 
Prinzips der Einigung mit Oesterreich weit eher die Verstän=
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.