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1352 digung über die in Folge des September-Vertrages einzutreten
21.6. habende Erneuerung und Erweiterung des Zoll-Vereins för-
dern würde.
Blos auf diese Art wäre es uns möglich, unsern Ein-
fluß auf unsere Verbündeten zum Behufe einer allseitigen
Befriedigung geltend zu machen, während in der bisherigen
Gestaltung der Frage ihre Lösung ebenso wenig in dem Bereiche
unserer Kräfte liegt, als wir uns berufen fühlen können, auf
die Ansichten der mit uns gleichgesinnten Regierungen in einem
Sinne einzuwirken, der uns nicht zweckförderlich erscheint.
Noch eine Bemerkung muß ich mir erlauben Ihrer Be-
herzigung zu empfehlen. Ew. Excellenz sagen, daß Preußen
nur einen geringen Werth auf die Fortdauer des Zoll-Vereins
namentlich vom finanziellen Standpunkte aus zu legen berufen
sey. — So wenig wir nun im Stande sind, in letzterer
Beziehung uns ein vollgültiges Urtheil zu erlauben, so muß
ich jedenfalls bedauern, daß von einem allgemeinen Stand-
punkte aus unsere Ansichten mit den Ihrigen nicht zusammen
stimmen. Wir glauben nämlich auf den Fortgang und die
Erweiterung des Institutes vielmehr einen großen Werth
legen zu müssen, soweit freilich damit nicht unsere Ausschließung
gemeint ist, und wir verlangen nichts besser als dieses Gefühl
durch die That beweisen zu können. Dabei gehen wir aller-
dings so wenig vom finanziellen Gesichtspunkte aus, daß wir
selbst bereit wären, pecuniäre Opfer zur Erreichung dieses
Zweckes nicht zu scheuen. Wir glauben nämlich, daß der poli-
tische Karakter von dem Institute einmal nicht zu trennen ist
und legen eben in Betracht der politischen Consequenzen einen
so großen Werth auf seine Erhaltung. Wir sind überzeugt,
daß das Verhältniß zwischen Oesterreich und Preußen kein
geregeltes sein kann, daß Deutschland seinen Beruf in der
Politik nicht ausfüllen wird, sobald eine der beiden deutschen
Großmächte, sei es nun Oesterreich oder Preußen — neben dem