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Graf Platen an Bismarck.
Wien den 30ten Juli 1852.
Bester, verehrtester Freund.
1852 Zu meinem großen Bedauern habe ich Graf Arnim gestern
80.7. gesehen. Ich sage mit Bedauern, da ich nun dem Vergnügen
entsagen muß, Sie hieher") zurückkehren zu sehen. Man erzählte
mir, Sie seien mit Manteuffel zerworfen und würden von ihm
in der Handelsfrage nicht mehr verwendet werden. Auch fügte
man hinzu, daß mein Vermittelungs-Vorschlag keinen Eingang
bei dem Preußischen Ministerio gefunden und daher keine Hoff-
nung vorhanden sei, irgend eine Verständigung herbeizuführen.
Sind diese hier verbreiteten Gerüchte gegründet oder nicht und
was ist die Ursache dieser angeblichen Differenz zwischen Ihnen
und Manteuffel? Sie haben gewiß die Güte, mir in dieser
Beziehung einige Aufklärung zu geben.
Nächsten Sonntag wird Beust hier erwartet. Er hat mit
von der Pfordten in Leipzig gekocht und gedenkt sein sächsisch-
baierisches Gericht dem Kaiserlichen Kabinet vorzusetzen. Aus
welchen Ingredienzen das Gericht besteht, weiß ich nicht; werde
es aber wohl bald erfahren.
Meyendorff wünscht sehnlicher denn je eine Verständigung.
Er glaubt, daß Hannover gut thue seine bons offices anzubieten.
Glauben Sie, daß dieselben von Ihrem Ministerio angenommen
werden werden? Die Schwierigkeit liegt in der Art und Weise,
wie Hannover vermitteln soll. Es ist wahrlich Schade, daß
mein Vermittelungs-Vorschlag gescheitert ist; ich glaube, daß auf
dieser Basis eine Verständigung herbeigeführt werden konnte.
Die Reduction des zwölfjährigen Zeitraums) auf 8 Jahr bezog
sich meiner Ansicht nach aber nur auf den Zollverein und nicht
*) Als Gesandter an Arnims Stelle.
*“) Des Zollvereins.