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1853 und die Geschmeidigkeit seines Charakters gestattet ihm, die
30. 5. letzteren unter einem jeden für die ersteren zuträglichen Lichte
aufzufassen. Seine Vermögensverhältnisse sind — wie ich höre
und wie durch sein gesellschaftliches Auftreten bestätigt wird —
in keiner günstigen Lage und hängen neben seinen unverkürzt
für Verbesserung der eignen Lage verwendeten Gehaltsbezügen
noch dadurch mit seiner hiesigen Stellung zusammen, daß er
hier ein eignes, von ihm bewohntes Haus besitzt, für welches
er vor 1848 einen erheblichen Kaufpreis gezahlt und dessen
seit 5 Jahren betriebene Vermiethung sich als unthunlich er-
wiesen hat. Sein politisches Verhalten ist daher durch den
Wunsch bedingt, jedenfalls in seiner amtlichen Stellung zu ver-
bleiben, und bei der jetzigen Richtung der sächsischen Regirung
hat allerdings Oestreich mehr Gelegenheit ihn in seiner Stel-
lung zu befestigen wie Preußen. Dieser Umstand hindert
Herrn v. Nostitz zwar nicht, jede auffällige Verletzung Preußens
zu vermeiden, soweit es seine Instructionen irgend zulassen,
aber er bildet dabei mit seiner großen Arbeitskraft, Intelligenz
und langen Erfahrung die wirksamste Stütze aller Bestrebungen
Oestreichs in der Bundes-Versammlung. Er hat ein besonderes
Geschick in Abfassung von Referaten und Anträgen über be-
denkliche Streitfragen, in welchen er dem Vortrage eine an-
scheinend vermittelnde Färbung zu geben weiß, ohne den Inter-
essen Oestreichs, sobald der unbestimmten Fassung die richtige
Auslegung zu Hülfe kommt, irgend etwas zu vergeben. Erst
wenn seine Vorträge die Grundlage späterer Verhandlungen
werden, stellt es sich gewöhnlich heraus, daß der eigentliche
Zweck, zu dem sie verfaßt wurden, in scheinbar absichtslosen
und beiläufigen Worten niedergelegt ist. Wenn in Dresden
ein Revirement im Preußischen Sinne einträte, würde die
wichtige persönliche Unterstützung, welche Herr von Nostitz ver-
möge seines Verstandes und seiner Erfahrungen und des durch
beide erworbenen Ansehns zu leisten vermag, mit derselben