Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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Sicherheit für Preußen in die Wagschale fallen wie jetzt für 1853 
Oestreich, falls nicht ein zu starkes Band in dem Umstande 30.5. 
liegt, daß einer seiner Söhne in der östreichischen Ingenieur- 
Akademie erzogen wird und binnen Kurzem als Offizier in die 
Kaiserliche Armee tritt. 
Für Hanover ist Herr von Bothmer seit ein paar Tagen 
hierher zurückgekehrt; zu meinem Bedauern höre ich aber von 
ihm, daß sein längeres Verbleiben hier auf keine Weise gesichert 
ist. Er ist nicht nur ein grader und Vertrauen erweckender 
Charakter, sondern auch der einzige unter meinen Collegen, 
der Unabhängigkeit genug besitzt, um mir bei nothwendig 
werdenden Reclamationen gegen das Präsidium einen mehr 
als passiven Beistand zu leisten. 
Das grade Gegentheil von ihm stellt sich in Herrn von 
Reinhard") dar; wenn Herr von Bothmer in seinen Arbeiten 
gründlich, klar und objectiv ist, so tragen die des württem- 
bergischen Gesandten den Stempel der Oberflächlichkeit, Ver- 
worrenheit und Selbstgefälligkeit, drei Eigenschaften, welche 
überhaupt die hervorragenden Kriterien seiner ganzen Erschei- 
nung darstellen, und wenn man einen hohen Grad von Un- 
aufrichtigkeit dazu rechnet, ihn als ein Mitglied der Bundes- 
versammlung erscheinen lassen, dessen Ausscheiden aus der 
letztern für uns als ein großer Gewinn zu betrachten sein 
dürfte. Ich weiß nicht, ob sein Abgang von Berlin mit Um- 
ständen verknüpft gewesen ist, welche nachhaltige Abneigung 
gegen Preußen in ihm zurückgelassen haben, oder ob ver- 
worrene politische Theorien, über welche er leichter und mit 
mehr Vorliebe als über praktische Geschäfte sich ausspricht, ihn 
an die Schädlichkeit des preußischen Einflusses in Deutschland 
glauben lassen, jedenfalls aber übersteigt seine Antipathie gegen 
uns das Maß, welches man bei seinem Landesherrn nach der 
*) Württembergischer Bundestagsgesandter.
	        
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