Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

gegen das Präsidium, wie beispielsweise bei Behandlung der 1853 
Geschäftsordnung, für welche er Referent ist, habe ich schwer= 30.5 
lich von ihm zu erwarten. Die Neutralität oder wenn man 
will das Hinken auf beiden Seiten, welches ihm eigen ist, 
findet auch in der gemischten Ehe einen Ausdruck, in welcher 
er mit einer eifrigen Katholikin lebt. 
Unser Kurfürstlicher College, Herr v. Trott, nimmt an 
den Geschäften so wenig Antheil als möglich, befaßt sich nament- 
lich nicht mit Referaten und Mitwirkung in Ausschüssen und 
ist vielfach abwesend unter Substitution des Vertreters von 
Darmstadt'). Er zieht den Aufenthalt auf dem Lande und die 
Jagd der Betheiligung an den Verhandlungen bei weitem vor 
und macht mehr den Eindruck eines jovialen und wohlbeleibten 
Gutsbesitzers als eines Gesandten. Er beschränkt sich darauf, 
kurz und genau aus seiner Instruction abzustimmen, und wenn 
letztere von dem Minister Hassenpflug ohne Ausnahme nach 
den Weisungen Oestreichs eingerichtet wird, so scheint es mir 
doch, daß eine perfönliche Unterstützung durch Herrn von Trott 
Oestreich oder den Staaten der Darmstädter Coalition eben- 
sowenig zu gut kommt als uns eine Parteilosigkeit, welche dem 
hessischen Gesandten durch seine Abneigung gegen Geschäfte 
und wie ich gern glaube durch das Widerstreben seiner an sich 
ehrlichen Natur gegen das Intriguensystem ebensosehr er- 
leichtert wird, wie durch seine in früheren Zeiten unzweifel- 
hafte Sympathie für die Interessen Preußens. Seine Familie 
ist sehr zahlreich und seine Vermögenslage nicht glänzend. 
Ein feindseligeres Element finden wir in dem Großherzogl. 
Hessischen Gesandten Freiherrn von Münch-Bellinghausen. 
Wenn derselbe schon durch seine verwandschaftlichen Verhält- 
nisse mit dem früheren Präsidial-Gesandten gleiches Namens 
an die Interessen Oestreichs geknüpft ist, so wird sein Antago- 
*7) v. Münch-Bellinghausen.
	        
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