Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

— 134 — 
1858 nismus gegen Preußen noch erheblich geschärft durch starken 
30. 5. und wie ich glaube aufrichtigen Eifer für die katholische Kirche. 
Im Privatverkehr ist er ein Mann von angenehmen Formen 
und kann ich auch über sein amtliches Verhalten insofern nicht 
klagen, als ich einen Hang zur Intrigue oder Unaufrichtigkeit 
über das Maß der von der antipreußischen Politik seiner 
Regirung gebotenen Zurückhaltung hinaus nicht wahrgenommen 
habe. Im übrigen ist er ein natürlicher Gegner der Preußi- 
schen Politik überall, wo diese mit Oestreich und der katho- 
lischen Kirche nicht Hand in Hand geht, und kann ich den Eifer, 
mit welchem er seine Meinung mir gegenüber nicht selten in 
der Discussion vertritt, nur für einen Beweis der Aufrichtig- 
keit seiner politischen und religiösen Ueberzeugungen halten. 
Eine Anomalie ist es jedenfalls, daß ein protestantischer und 
augenblicklich mit den katholischen Bischöfen in Conflict stehen- 
der Souverän durch Herrn von Münch beim Bunde vertreten 
wird. Ebensowenig kann den rheinbündischen Tendenzen des 
Herrn von Dalwigk und des Prinzen Emil von Hessen die 
politische Auffassung des Herrn von Münch entsprechen, welche 
mehr der sogenannten großdeutschen, in Preußen durch die 
Reichensperger und andre vertretenen Richtung angehört. Herr 
von Münch war ein lebhafter Vertheidiger der bis zum vorigen 
Herbst auf dem Bundes-Palais stehenden schwarz-roth-goldenen 
Fahne und des nationalen Elements in der übrigens von ihm 
bekämpften Bewegung von 1848. 
Herr von Bülow, der Vertreter Dänemarks, ist einer der 
gescheutesten Köpfe in der Versammlung, und ich bedaure, daß 
die Stellung des Staates, den er vertritt, ihm nicht gestattet, 
erheblichen Antheil an den laufenden Geschäften zu nehmen. 
Die Haltung der östreichischen Politik entspricht natürlich den 
Wünschen des Cabinets von Copenhagen mehr als die unfrige, 
indessen beobachtet Herr von Bülow in allen nicht dänischen 
Fragen eine ziemlich parteilose Zurückhaltung, wie denn auch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.