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1858 nismus gegen Preußen noch erheblich geschärft durch starken
30. 5. und wie ich glaube aufrichtigen Eifer für die katholische Kirche.
Im Privatverkehr ist er ein Mann von angenehmen Formen
und kann ich auch über sein amtliches Verhalten insofern nicht
klagen, als ich einen Hang zur Intrigue oder Unaufrichtigkeit
über das Maß der von der antipreußischen Politik seiner
Regirung gebotenen Zurückhaltung hinaus nicht wahrgenommen
habe. Im übrigen ist er ein natürlicher Gegner der Preußi-
schen Politik überall, wo diese mit Oestreich und der katho-
lischen Kirche nicht Hand in Hand geht, und kann ich den Eifer,
mit welchem er seine Meinung mir gegenüber nicht selten in
der Discussion vertritt, nur für einen Beweis der Aufrichtig-
keit seiner politischen und religiösen Ueberzeugungen halten.
Eine Anomalie ist es jedenfalls, daß ein protestantischer und
augenblicklich mit den katholischen Bischöfen in Conflict stehen-
der Souverän durch Herrn von Münch beim Bunde vertreten
wird. Ebensowenig kann den rheinbündischen Tendenzen des
Herrn von Dalwigk und des Prinzen Emil von Hessen die
politische Auffassung des Herrn von Münch entsprechen, welche
mehr der sogenannten großdeutschen, in Preußen durch die
Reichensperger und andre vertretenen Richtung angehört. Herr
von Münch war ein lebhafter Vertheidiger der bis zum vorigen
Herbst auf dem Bundes-Palais stehenden schwarz-roth-goldenen
Fahne und des nationalen Elements in der übrigens von ihm
bekämpften Bewegung von 1848.
Herr von Bülow, der Vertreter Dänemarks, ist einer der
gescheutesten Köpfe in der Versammlung, und ich bedaure, daß
die Stellung des Staates, den er vertritt, ihm nicht gestattet,
erheblichen Antheil an den laufenden Geschäften zu nehmen.
Die Haltung der östreichischen Politik entspricht natürlich den
Wünschen des Cabinets von Copenhagen mehr als die unfrige,
indessen beobachtet Herr von Bülow in allen nicht dänischen
Fragen eine ziemlich parteilose Zurückhaltung, wie denn auch