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1854 telegraphischem Wege Nachricht erhalten und beeile mich Ihnen
28.1. noch besonders meinen Dank für die entgegenkommende Weise
zu sagen, mit welcher Ew. Hochwohlgeboren in meine Wünsche
und Auffassungen eingegangen sind. Wie auch die Lage der
speziell kirchlichen Angelegenheit in Carlsruhe sein möge in
diesem Augenblick, so darf ich mich jedenfalls der Hoffnung hin-
geben, daß Ew. Hochwohlgeboren Gegenwart auch jetzt sowohl
für diesen besondern Fall, als namentlich auch in allgemeineren
Beziehungen für das Verhältniß Preußens zu Baden von
ersprießlicheren Folgen sein werde.
Ich habe in meinem letzten Schreiben darauf aufmerksam
gemacht, wie wichtig die Wahl einer festen und entschiedenen
Persönlichkeit zu einer vertraulichen Sendung nach Rom sein
würde, wenn die Großherzogliche Regierung, wie ich aus dem
Ihnen mitgetheilten Bericht des Kgl. Gesandten in Carlsruhe“)
entnehmen mußte, eine solche beabsichtigt. Heute kann ich nicht
umhin, Ew. Hochwohlgeboren in Betreff einer solchen Sendung
noch einige Bedenken auszusprechen, welche sich mir bei reif-
licher Erwägung der jetzigen Sachlage aufdrängen.
Der in jenem Bericht gemeldeten Uebereinkunft, die durch
Vermittelung des Bischofs von Mainz'") zu Stande gekommen
sein sollte, ist durch Zeitungs Nachrichten, deren Grund oder
Ungrund ich noch nicht beurtheilen kann, widersprochen worden.
Sollten die Verhandlungen wirklich gescheitert sein, oder die
Regierung wenigstens durch eine etwaige Uebereinkunft sich
nicht so die Hände gebunden haben, daß sie bestimmte Ver-
sprechungen über demnächst mit Rom anzuknüpfende Unter-
für die Pflicht Preußens ein, die badische Regierung in ihrem Kampfe
gegen hierarchische Uebergriffe moralisch zu unterstützen; man vgl. die
Berichte vom 29. Nov. 1853, Preußen im Bundestage I, No. 214
S. 319 ff., vom 7. u. 25. Januar 1854, ebend. IV, No. 73 S. 160 f.,
No. 75 S. 166 ff., vom 31. Jan. u. 1. Febr., No. 232—234 S. 350 ff.
*) v. Savigny.
*“) Freiherr v. Ketteler.