Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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Ein Bündniß zur Defensive mit gegenseitiger Garantie der 
Gränzen ohne weitre Bedingungen war möglich, wenn Oestreich 
neutral bleiben wollte; will es aber Krieg führen, so müssen wir 
wissen, gegen wen, zu welchem Zweck, mit welchen Mitteln, ehe 
wir von seinen Entschlüssen die unfrigen abhängig machen können. 
Unfre bisherigen Interessen sind defensive, die Ausdehnung 
unfrer Defensive ist durch unfre Bundespflichten bedingt; 
deutsche Interessen zu vertheidigen, weigern wir uns nicht, 
können aber bisher nicht beurtheilen, ob das, was Oestreich 
mit den vereinten preußisch-deutsch-östreichischen Kräften be- 
ginnen will, innerhalb der deutschen Interessen liegt. 
Will Oestreich erobern, will es die russische Armee an- 
greifen? Zu beidem kann es unfre Mitwirkung nicht ohne 
Weitres verlangen, will es nur Ruhe innerhalb seiner jetzigen 
Gränzen, zu deren Behuf Versprechungen von Rußland und 
Erlaubniß, Unruhen auch auf türkischem Gebiet innerhalb ge- 
wisser Demarkationslinien zu unterdrücken, auch Gebiete besetzt 
zu halten, so helfen wir ihm mit Wort und Feder dazu. Wirk- 
lichen militärischen Beistand kann es nur verlangen, wenn 
Deutschland in Kriegsgefahr geräth, ohne daß Oestreich solche 
durch muthwillige Aggression provocirt. Darüber hinaus reicht 
weder unfre Pflicht noch unser Interesse; und sollen wir weiter- 
gehn, so muß Oestreich uns ein bestimmtes gemeinsames Ziel 
nennen und sein Vorhaben definiren. 
DQuid et ubi, quibus auxilüs, cur quomodo quando. 
Auf der Rückseite eines Zettels (Einladung zu einer am 14. März 1854, 
Vorm. 10½ Uhr, in Wilhelmstr. 76 abzuhaltenden Conferenz). 
Die Regirung ist entschlossen, Preußen unter allen Um- 
ständen die ihm gebührende Mitwirkung zur Erhaltung des 
Europäischen Gleichgewichtes zu wahren, bisher aber müssen 
wir uns sagen, daß Preußen nicht in gleichem Maße wie andre 
Staaten vermöge seiner geographischen Lage und seiner über- 
seeischen Verbindungen der Beruf obliegt.
	        
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