83.
Otto v. Manteuffel an Bismarck.
Ew. Hochwohlgeboren
1854 habe ich für zwei geehrte Schreiben") zu danken. Vorher
50. 4. waren mir schon einige Aeußerungen von Ew. Hochwohl-
geboren über die schwebenden Tagesfragen, welche in Briefen
an General von Gerlach'') niedergelegt waren, zur Kenntniß
gekommen.
Vor Allem möchte ich Ew. Hochwohlgeboren bitten, die Sache
wie sie nun einmal ist und liegt als fait accompli anzunehmen.
Ueber vollendete Thatsachen sich den Kopf zerbrechen, thut ein-
mal nicht gut, nützt wenigstens nichts. Die Aufgabe ist, mit
dem was man in Händen hat zu wirthschaften.
Nach meinem Dafürhalten sind wir unsererseits nicht eben
stark obligirt, und wenn man sagt, daß die Sache doch gewisse
Haken habe, an denen man uns festhalten könne, so erwiedere
ich darauf, daß zum Festhalten zwei gehören, einer, der da
hält und einer, der sich halten läßt, und sodann, daß diese
Haken gegenseitige sind; hätten wir den Oesterreichern der-
gleichen nicht gegeben, so hätten wir auch keine bekommen, und
dieß wechselseitige Klammersystem ist es ja eben, was wir wollen.
Man muß sich eben davor hüten, dieses nun in seinem Effect
so darzustellen, als ginge der Zweck dahin, Oesterreich nur von
dem Vorgehen gegen Rußland zurückzuhalten. Hiermit würden
zwei Uebelstände verbunden sein. Zunächst verlören wir da-
durch jedes Gewicht für das, was wir Rußland sagen; denn
wenn man es nicht schon ohnehin wüßte, so brauchte man nur
*) Vom 25. April, Preußen im Bundestag IV, No. 82 S. 100 ff.,
vom 26./27. April, ebd. II, No. 2 u. 3 S. 3ff.
*“) Val. Bismarcks Briefe vom 9., 13., 17. und 21. April, Ausg.
v. H. Kohl, S. 139 ff.