Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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1854 diesem Gesichtspunkte betrachtet wird das Nachstehende eine 
26.5. freundliche Aufnahme finden. 
Die von Preußen zu befolgende Politik kann jetzt nur 
darin bestehen, allen Einfluß anzuwenden, um bis zum Spät- 
herbst, wo sowohl zu Lande wie zur See die Kriegsoperationen 
aufhören müssen, Oesterreich von jedem Schritt abzuhalten, 
welcher ein thätiges Einschreiten auf einem oder dem andern 
Kriegstheater zur Folge haben könnte, zugleich müssen wir in 
Collisions-Fällen den steten Vermittler zwischen Oesterreich 
und Rußland machen. 
Geschieht dies in rechter Weise, so können wir die Hoff- 
nung hegen, daß im Lauf des Winters eine friedliche Lösung 
der Europäischen Crisis erziehlt werden kann. 
Das zwischen Oesterreich und Preußen abgeschlossene 
Bündniß ist eine richtige Basis für eine solche Friedens- 
Politik. 
Hat Preußen, wie wir zu hoffen berechtigt sind, durch 
dieses Bündniß wirklichen Einfluß auf die Beschlüsse des Wiener 
Cabinets und dadurch zugleich eine wohlthätige Einwirkung auf 
die Beschränkung des ausgebrochenen Krieges, innerhalb seiner 
bisherigen Grenzen erhalten, so muß sorgfältig alles directe 
und indirecte Rütteln an diesem Vertrage vermieden werden, 
man muß sich ohne in eine nähere Beleuchtung oder Prüfung 
desselben einzugehen, fest daran halten, und so lange beruhigen, 
bis die in § 2 des Vertrags bezeichneten Fälle eintreten. Ein 
jetziges specielles Eingehn auf die den Worten des Vertrages 
zu gebende Deutung würde ganz neue Verhandlungen hervor- 
rufen, das gegenseitige Vertrauen und die gehabte Wirkung 
nach Außen schwächen, vielleicht den ganzen Vertrag in Frage 
stellen; wir müssen nicht durch das Auflockern des mit Oester- 
reich geschlossenen Bündnisses, sondern durch die moralische und 
Pphysische Kraft, welche uns dasselbe gewährt, auf die Haltung 
Oesterreichs und die Beschlüsse der kriegführenden Mächte
	        
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